Akute Suchtgefährdung – Erkrankung zwischen Depression und Manie
Suchtkranke Menschen haben einen Behandlungsbedarf ihrer Erkrankung. Heute ist klar, dass es sich bei Süchten wie Alkoholismus, Drogensucht, Spielsucht, fortgesetztem Medikamentenmissbrauch um ernst zu nehmende Erkrankungen handelt, die unbedingt einer Therapie bedürfen. Die Suchterkrankungen fallen dabei oft mit weiteren psychischen Erkrankungen zusammen. Dabei kann sowohl die Sucht die psychische Erkrankung auslösen, aber auch umgekehrt die psychische Erkrankung die Suchtgefährdung steigern und eine Sucht nach sich ziehen.
Menschen, die wiederholt an Depressionen leiden, Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind, Psychosen durchmachen, eine bipolare Erkrankung mit heftigen Schwankungen zwischen Manie und Depression haben, greifen oftmals zu Suchtmitteln, um die Auswirkungen der Erkrankung zu dämpfen und den Leidensdruck zu mindern. Ebenso wird vielfach zu Suchtmitteln wie Alkohol, Drogen oder nicht verordneten Medikamenten gegriffen, um vor Angehörigen, Kollegen, dem sozialen Umfeld überhaupt die psychische Erkrankung zu verbergen.
Teufelskreis Suchtgefährdung – das sollten Betroffene wissen
Wenn Suchterkrankung und Suchtgefährdung und die Schübe einer psychischen Krankheit gleichzeitig auftreten oder Exzesse mit Suchtmitteln gleichzeitig mit akuten Schüben der Erkrankung einander immer wieder folgen, geraten die Betroffenen in einen Teufelskreis, aus dem sie keinen Ausweg mehr sehen. Die Problematik der beiden Krankheitsbilder, Sucht undpsychische Erkrankung, wird dabei durch ein gegenseitiges Hochschaukeln vielfach verschärft. Wurden am Anfang Suchtmittel eingesetzt, um Symptome der Erkrankung zu dämpfen, so werden diese im Laufe der Zeit durch die Suchtmittel um ein Vielfaches verschlimmert. Übermäßiger Alkoholgenuss, Drogenkonsum und Medikamentenmissbrauch rufen ihrerseits Symptome wie Halluzinationen der verschiedensten Erscheinungsform hervor. Auf die Dauer kommt es auch bei der Suchterkrankung ohne die Verstärkung durch eine bereits vorhandenepsychische Krankheit zu Panikattacken, Suizidgefährdung, Aggression gegen sich selbst und andere Personen und zu Beeinträchtigungen der Funktionen von Gehirn und Hirnstoffwechsel. Oftmals steckt hinter beginnendem, plötzlichem hohen Alkoholgenuss eine psychische Krankheit. Gerade, wenn ein solches Konsumverhalten zu Suchtmitteln bei Menschen ziemlich abrupt auftritt, die zuvor keinerlei Neigung dazu hatten, kann das ein Warnsignal sein.
Besonders gefährdet, gleichzeitig an einer Suchterkrankung zu erkranken sind Menschen mit depressiven Erkrankungen, die noch nicht behandelt werden oder gar nicht erkannt wurden, Menschen mit dem Burnout Syndrom, Menschen mit bipolaren Erkrankungen. Auch Stimmenhören in Angst machender Form, posttraumatische Erlebnisse und Flash Backs können dazu führen, dass Betroffene versuchen, die belastenden Symptome mit Suchtmitteln zu unterdrücken.
Diagnose und Therapie bei Verdacht auf Suchtgefährdung
Die Diagnose, welche Erkrankung die andere ausgelöst hat ist bei Suchtkranken mit deutlichen Symptomen einer klassifizierten psychischen Erkrankung nicht immer einfach. Die Betroffenen wenden sich meist erst dann an einen Arzt oder Psychologen, wenn beide Erkrankungsformen bereits stark miteinander vermischt sind und einander gegenseitig verschlimmert haben. Oft beginnt eine Behandlung nicht auf Wunsch des Patienten, der sein Krankheitsbild und die Folgen nicht einschätzen kann, sondern durch die Notwendigkeit der stationären Behandlung infolge eines akuten krankhaften oder hilflosen Zustands. Während für die Therapie von vielen psychischen Krankheiten die ambulanten Angebote hinreichend sind, ist die Vermischung mit Suchterkrankungen oder Suchterkrankungen an sich, unbedingt am erfolgreichsten durch den klinischen Entzug zu behandeln. Hierbei muss gesehen werden, dass der Entzug der Suchtmittel immer nur ein Einstieg in die Therapie der Erkrankung oder der Kombination von psychischen Erkrankungen ist. Gerade, wenn Suchterkrankung und psychische Erkrankung einer anderen Art bereits lange nebeneinander bestanden haben, ist es oft nötig an den klinischen Entzug eine Langzeittherapieanschließen. Liegt eine weitere psychische Erkrankung neben der eigentlichen Suchterkrankung vor, so wird deren Entwicklung durch den Entzug der Suchtmittel noch nicht gebessert. Vielmehr wird meist eine Behandlung einsetzen, die schon während des klinischen Entzugs mit medikamentöser Therapie und Psychotherapie auf die psychische Erkrankung gerichtet ist.
Nach der Entwöhnung und während der Behandlung der psychischen Krankheit, wird das therapeutische Bestreben dahin gehen, den Betroffenen psychisch zu stabilisieren. Eine erfolgreiche Prognose für die jeweilige psychische Erkrankung setzt jedoch immer die konsequente Behandlung der Suchterkrankung voraus. Das Potential für eine Suchtgefährdung ist bei vielen psychischen Erkrankungen hoch, da die inneren Kontrollmechanismen oft stark versagen. Ebenso versagen bei einer psychischen Erkrankung die Voraussetzungen für die autonome Entscheidung zur Suchtbehandlung, zumindest während eines Schubs. Daher sind komplexere Therapien für die gesamte Behandlung notwendig.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung