Schwerhörigkeit – Die stark eingeschränkte akustische Wahrnehmung
Bei Schwerhörigkeit handelt es sich um eine häufige Erkrankung. Diese kann in unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden. Man spricht von chronischem oder akutem Verlauf, sowie von bleibenden oder vorübergehenden Schäden. Akute Schwerhörigkeit hat einen kurzen Verlauf und verschwindet in den meisten Fällen von selbst wieder. Die meisten Menschen leiden kurzzeitig unter Schwerhörigkeit. Dies kann im Flugzeug oder in den Bergen passieren. Oft tritt dies auch aufgrund von Lärm oder einer Entzündung auf. Gerade ältere Personen sind gehäuft betroffen. Bis zu einem gewissen Maß ist das sogar normal.
Aufgrund der immer größer werdenden Lärmbelästigung nimmt auch bei jüngeren Menschen die Schwerhörigkeit drastisch zu. In Deutschland ist in etwa jede 15. Person von Schwerhörigkeit betroffen. Der Hals-Nasen-Ohrenarzt diagnostiziert und klassifiziert die Schwerhörigkeit. Das Spektrum der Auslöser ist sehr groß und reicht von angeborener Schwerhörigkeit, Altersschwerhörigkeit, über Lärmschädigungen, bis hin zu Infektionen und Tumore. Die Therapie ist abhängig vom Auslöser und kann medikamentös oder operativ erfolgen. In manchen Fällen ist eine Hörhilfe oder ein Hörersatzmittel notwendig.
Schwerhörigkeit in drei Ausprägungen – so wird sie eingestuft
Man unterscheidet zwischen 3 wesentlichen Formen der Schwerhörigkeit. Da wäre zum Einen die Schallleitungsschwerhörigkeit, bei der der Schall nicht mehr zu Genüge ans Innenohr geleitet wird. Dies kann durch Trommelfellschäden oder eine Mittelohrentzündung ausgelöst werden. Bei einer Schallempfindungsstörung handelt es sich hingegen um eine Beeinträchtigung der Gehörknöchelchen, des Hörnervs oder des Gehirns. Dies kann ein langfristiger Hörschadensein, der zum Beispiel durch zu hohe Lautstärke entstanden ist. Die letzte Form ist eine Kombination zwischen den beiden ersten Formen.
Ursachen und Auslöser einer auftretenden Schwerhörigkeit
Die Auslöser für Schwerhörigkeit unterscheiden sich bei akuter und chronischer, sowie bei Schallempfindungsstörung und Schallleitungsschwerhörigkeit. Zu einer Schallleitungsschwerhörigkeit kommt es, wenn der Schall nicht mehr ungehindert ans Innenohr gelangen kann. Dies kann sehr viele Ursachen haben. Bei einer chronischen Schallleitungsschwerhörigkeit kann kommen, wenn sich vermehrt Ohrenschmalz gebildet hat, oder dies beim Versuch das Ohr zu reinigen weiter in den Gehörgang geschoben wird. Auch andere Verunreinigungen, wie etwa Staub, oder Wasser, das beim Baden oder Schwimmen in den Gehörgang gelangt ist können zu einer Schallleitungsschwerhörigkeit führen.
Bei Entzündungen der Gehörgangshaut oder der Haarwurzeln im Gehörgang kann es außerdem zu Verengungen kommen. Verletzungen des Trommelfells, aufgrund von Ohrenreinigen oder Schlägen auf das Ohr kommt es zu akuter Schallleitungsschwerhörigkeit. Auch bei plötzlichen Druckveränderungen, beim Fliegen, Tauchen oder im Gebirge kommt es zu einer vorübergehenden Schallleitungsschwerhörigkeit, da sich das Trommelfell aufgrund des Druckunterschieds zwischen Mittelohr und äußerem Gehörgang dehnt und in extremen Fällen dadurch reißen kann. Eine weitere Ursache kann eine Verletzung im Mittelohr, eine Mittelohrentzündung und ein Schädelbruch sein. Jede Schallleitungsschwerhörigkeit kann auch chronischer Natur sein, wenn sie beispielsweise angeboren ist. Es ist möglich, dass die Ohrmuschel so fehlgebildet ist, dass der Schall nicht einwandfrei ins Mittelohr gelangen kann. Auch die Gehörknöchelchen, oder das Mittelohr kann betroffen sein.
Weitere Ursachen für eine chronische Schallleitungsschwerhörigkeit können ein vermehrtes Knochenwachstum, Narben und Entzündungen, eine chronische Mittelohrentzündung, einer chronischen Tubenventilationsstörung, eine Otosklerose oder Geschwülste und Tumore sein. Zu akuten Schallempfindungsstörungen kann es aufgrund von einem Hörsturz, starker Lärmbelastung (über 120 Dezibel), Infektionen (wie Gürtelrose am Ohr, Hirnhautentzündung, Toxoplasmose, Borreliose, Masern, Scharlach, Typhus, Fleckfieber, Syphillis, Mumps und Bruccelose), Nebenwirkungen von Medikamenten, Vergiftungen (zum Beispiel durch Blei, Fluor, Quecksilber, Kohlenmonoxid usw.), Elektrounfällen und extremen Stresssituationen kommen. Chronisch kann die Schallempfindungsstörung durch folgende Ursachen auftreten: angeborene Fehlbildung der Gehörknöchelchen, tägliche mehrstündige Lärmbelästigung über 80 Dezibel (Baggerfahrer, Metallarbeiter, Straßenbauarbeiter), Altersschwerhörigkeit, Nieren- und Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes mellitus, Arteriosklerose, manche Immunerkrankung, zentrale Hörstörungen und Geschwülste an Hör- und Gleichgewichtsnerven.
Symptome und Beschwerden, ausgelöst durch Schwerhörigkeit
Es hängt von der Ursache ab, in wie weit die Schwerhörigkeit ausgeprägt ist. Stets wird aber eine bestimmte Frequenz, Töne oder Geräusche nicht mehr oder nur noch abgeschwächt gehört. Die Hörkraft wird in mehrere Grade unterschieden. Es ist abhängig von den Geräuschen, die gehört werden können. Von Normalhörigkeit spricht man, wenn die Hörfähigkeit bis zu 20 Dezibel abweicht. Wenn das Ticken einer Armbanduhr nicht mehr gehört wird, so spricht man von einer geringgradigen Schwerhörigkeit. Von mittelgradiger Schwerhörigkeit spricht man bei einer Abweichung von 40 Dezibel. Kann normales Sprechen bei etwa 40- 60 Dezibel nicht mehr gehört werden, so ist dies eine hochgradige Schwerhörigkeit. Bei einer Abweichung von über 80 Dezibel handelt es sich um eine an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit. Alles was darüber liegt ist vollkommene Taubheit, was bedeutet, dass praktisch nichts mehr gehört wird. Weil das Mittelohr auch für das Gleichgewicht zuständig ist, kann es als weiteres Symptom zu Schwindelanfällen kommen.
Diagnose der Schwerhörigkeit durch den Facharzt
Zunächst ist es notwendig ein genaues Gespräch mit dem Ohrenarzt zu führen, bei dem Art, Verlauf und Dauer der Schwerhörigkeit benannt werden. Anschließend werden verschiedene Tests durchgeführt, die Aufschluss über die Hörminderung geben können. Mit dem Stimmgabeltest kann zwischen einer Schallempfindungsstörung und einer Schallleitungsschwerhörigkeit unterschieden werden. Um Anomalien im Innenohr auszuschließen ist die Ohrenspiegelung hilfreich. Anhand eines speziellen Hörtests wird das Ausmaß der Schwerhörigkeit festgestellt.
Hierzu ermittelt der Ohrenarzt die Töne unterschiedlicher Frequenzen, die der Patient gerade noch hören kann. Dies wird zusammen mit der Lautstärke in ein Diagramm eingegeben und gibt somit Aufschluss über die Schwerhörigkeit. Um die Funktionalität des Trommelfells zu messen, werden Tests wie die Tympanometrie oder der Stapedius-Reflex durchgeführt. Darüber hinaus gibt es noch die ERA (electrical response audiometry), bei der elektrische Hirnströme gemessen werden, die auftreten, wenn ein Ton an das Ohr gelangt, und dieses Schallwellen zurücksendet. Um stoffwechselbedingte Schwerhörigkeit zu diagnostizieren bedarf es darüber hinaus noch Bluttests.
Jede Ursache für Schwerhörigkeit bedarf ihrer eigenen Behandlungsmethode und ist daher äußerst vielfältig. Therapiemaßnahmen reichen von konservativen Methoden und psychotherapeutischen Behandlungen, über Operationen, bis hin zur Anpassung eines Hörgeräts oder Hörersatzes. Bei Kindern ist es unbedingt erforderlich, angeborene oder erworbene Hörfehler sofort zu beseitigen, um Sprachfehler zu vermeiden. Der Verlauf der Schwerhörigkeit selbst hängt vom Auslöser ab. Stets sollte der HNO-Arzt aufgesucht werden, wenn es über einen längeren Zeitraum zur Veränderung der Hörkraft kommt. Ein plötzlicher Hörverlust sollte sofort von einem HNO-Arzt abgeklärt werden, da dies ein medizinischer Notfall ist. Darüber hinaus ist es wichtig, die Ohren nicht dauerhaft Lärm über 85 Dezibel auszusetzen.
Ab diesem Wert müssen am Arbeitsplatz laut gesetzlicher Bestimmung Hörschutzmaßnahmen getroffen werden. Aber auch Lärm in der Diskothek, auf Konzerten, über Kopfhörer oder beim Motorradfahren darf nicht unterschätzt werden und sollte, weitestgehend vermieden werden.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung