Startseite / Atemwege / Sarkoidose

Sarkoidose

Sarkoidose

Sarkoidose – Gestörte und geschädigte Lungenfunktion durch Granulome

Die Krankheit Sarkoidose fand ihren Weg in die Medizinbücher auch noch unter zwei anderen Namen, nach den Entdeckern Ernest Besnier, Caesar Boeck und Jörgen Schaumann: Morbus Boeck und Morbus Schaumann-Besnier. Der Fachbegriff Sarkoidose stammt aus dem Griechischen und ist in etwa mit „Krankheit, die die Weichteile betrifft“ oder „Krankheit im Fleisch“ zu übersetzen. Zunächst wurde sie lediglich als Hautkrankheit erforscht, der Forscher Schaumann definierte die Sarkoidose im Jahr 1924 jedoch als systemische Erkrankung, die verschiedenste Organe befallen kann. Der Schwede Löfgren untersuchte im Jahr 1953 den akuten Verlauf der Erkrankung, der auch nach ihm benannt wurde. Hier ist dann vom so genannten Löfgren-Syndrom die Rede. Die Krankheit tritt am häufigsten im Alter zwischen zwanzig und vierzig Jahren auf; dabei sind die weiblichen Patienten etwas seltener in den Statistiken aufgeführt, als die männlichen.

Symptome und Ursachen der Sarkoidose

Ist man an Sarkoidose erkrankt, bilden sich so genannte Granulome im befallenen organischen Gewebe. Granulome sind kleine Knötchen, die nur unter dem Mikroskop sichtbar sind. Sie lösen im Körper eine Immunantwort aus, vergleichbar mit einer Abstoß-Reaktion auf fremdes organisches Gewebe nach einer Transplantation. In nahezu 90 Prozent der Fälle treten diese Granulome an den Lymphknoten und in der Lunge auf.

Weitere, häufig befallene Organe sind die Leber, die Augen und das Herz. Auch das Skelett und die Milz können befallen sein. Die Haut, wegen der die Krankheit von Besnier und Boeck überhaupt entdeckt werden konnte, ist mit etwa 25 Prozent vergleichsweise selten befallen. Am seltensten tritt die Sarkoidose im Knochenmark auf. Es ist anzunehmen, dass die Krankheit genetisch bedingt ist; es ist aus den Statistiken zu entnehmen, dass in Familien die Erkrankung häufiger – oder eben nicht – zu diagnostizieren ist. Die Sarkoidose verläuft zunächst als akute Erkrankung, geht jedoch dann in den chronischen Zustand über.

So verschieden die Angriffspunkte der Krankheit im menschlichen Körper verteilt liegen, so unterschiedlich sind auch die Symptome, die sie hervorruft. Eine direkte, klare und eindeutige Diagnose ist also meist nicht möglich. Husten, Atemnot und eine Schwellung der Lymphknoten sind die häufigsten Anzeichen. Beim Löfgren-Syndrom, also dem akuten Verlauf, treten Fieber und Schmerzen in den Gelenken auf. Leber und Milz schwellen in manchen Fällen an; und so setzen sich die Symptome fort, je nachdem, welche Organe betroffen sind. Ist das Herz betroffen, ist zum Beispiel eine Rhythmusschwäche festzustellen; sind die Granulome in der Niere zu finden, kann eine Nierenverkalkung, auch Nephrokalzidose genannt, auftreten. Befällt die Sarkoidose die Nerven, kann eine ein- oder beidseitige Fazialisparese, also eine Gesichtslähmung, eintreten. Die pulmonale, also die Lungen betreffende Sarkoidose ist in fünf Stadien unterteilt, die mit römischen Ziffern unterschieden werden. So ist im Stadium 0 der Befund der Lunge unauffällig, da hier ein anderes Organ betroffen ist, während im Stadium IV, dem höchsten Stadium, das Lungengewebe schon Veränderungen zeigt, die bis hin zum Versagen des Organs führen können.

Diagnose der Sarkoidose durch einen Facharzt

Bei der Diagnostik ist oft einzig und allein der Dr. Zufall im Spiel, da die Anfangsstadien in den meisten Fällen ohne Beschwerden verlaufen und nur zufällig, zum Beispiel bei einer Röntgenaufnahme des Thorax, also des Brustkorbes, entdeckt werden. Andere Möglichkeiten der Diagnose sind eine Blutabnahme, bei der man das Auftreten der Sarkoidose beispielsweise an der erhöhten Blutsenkungsgeschwindigkeit erkennen kann.

Besteht der Verdacht auf Sarkoidose, wird eine Computertomographie durchgeführt, ebenso muss ein Lungenfunktionstest vorgenommen werden; Röntgenaufnahme und Blutbild verstehen sich beim alleinigen Verdacht auf die Krankheit natürlich von selbst. Die Sarkoidose ist sehr diffizil zu diagnostizieren; da einige andere Krankheiten mit ähnlichen Symptomen auftreten, muss hier äußerst genau untersucht werden. Krankheiten, die ausgeschlossen werden müssen, sind zum Beispiel die Borreliose, die durch den Biss von Zecken übertragen wird, aber auch die Mukoviszidose, eine Lungen-TBC, der Verdacht auf Krebs, Morbus Chron und viele andere.

Therapie der Sarkoidose – so komplex gestaltet sie sich

Die Therapie bei Sarkoidose ist ein komplexes Thema. In den Stadien von 0 bis II ist in vielen Fällen von einer eigenständigen, sprich spontanen, Heilung auszugehen. Nur wenige Fälle erreichen die höheren Stadien; so wird nur aus etwa fünf Prozent der akuten Erkrankungen ein späterer chronischer Verlauf. Das Löfgren-Syndrom ist demzufolge die häufigste Art der Sarkoidose. Nur bei etwa einem Prozent aller Patienten muss beim Auftreten der Erkrankung mit dem Tod gerechnet werden. Im Laufe der Jahre, in denen über die Krankheit berichtet wurde, hat sich herausgestellt, dass die Heilungsaussichten umso besser werden, je akuter die Sarkoidose verläuft und je jünger ein Patient ist. Die Sarkoidose gehört also nicht zu den akut lebensbedrohlichen Krankheiten.

Ein universelles Rezept zur Behandlung der Sarkoidose gibt es nicht. Es existiert kein Medikament, das nun ausdrücklich gegeben werden kann, um die Krankheit an sich zu therapieren. Für die Ärzte bleibt nach der Diagnostik nichts weiter übrig, als die Symptome und Beschwerden zu lindern. In manchen Fällen hilft eine Therapie mit Corticosteroiden, das sind Hormone aus der Nebennierenrinde, die auch synthetisch hergestellt werden können. Die Anwendung ist – nicht ganz ohne Diskussionen unter den behandelnden Ärzten – ab verschiedenen Stadien üblich: Manchmal unterdrücken die Hormone die Symptome nur vorübergehend; sie kommen bald wieder, wenn das Mittel erst einmal abgesetzt wird. Für die Schmerztherapie und die Behandlungen anderer Beschwerden stehen Medikamente, wie Acetylsalycilsäure, Diclofenac oder Ibuprofen in verschiedenen Dosierungen zur Verfügung.

Immunsuppressiva, die auch nach Transplantationen eingesetzt werden, um eine Abstoßung des neuen Organs durch das Immunsystem zu verhindern, kommen in einer Langzeittherapie, bei chronischem Sarkoidose Verlauf, zum Einsatz. Viele Forscher aus aller Welt versuchen seit dem ersten Entdecken der Sarkoidose, die Ursache der ungeheuer vielschichtigen Erkrankung herauszufinden. Dabei entstand unter anderem auch die Vermutung, dass, ähnlich wie bei TBC, Bakterien verantwortlich für das Auftreten der Krankheit sein könnten. Also wurde versucht, die bei Tuberkulose zur Anwendung kommenden Medikamente auch bei Sarkoidose zu verabreichen, was jedoch zu keinem nennenswerten Erfolg führte. Auch über Viren als Ursache wurde spekuliert, da bakterielle Erreger nicht nachgewiesen werden konnten. Sarkoidose in der eigenen Familie kann durchaus ein Grund sein, an Selbsthilfegruppen teilzunehmen, in denen man Gleichgesinnte trifft, die von ihren therapeutischen Erfolgen, ihren Behandlungen, aber auch der Belastung durch die Krankheit berichten können. Wie bei allen anderen Krankheiten gilt: Stellt man körperliche Beschwerden fest, muss der Arzt um Rat gefragt werden, auch wenn sich oft keine Krankheit diagnostizieren lässt. Im Krankheitsfalle ist jeder verlorene Tag kontraproduktiv im Heilungsprozess.



Autoren & Experte:
Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V.
Journalist: Horst K. Berghäuser
Heilpraktiker: Felix Teske

Literatur, Quellen und Verweise:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin
Thieme Verlag
Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie
Grönemeyers Buch der Gesundheit
Hallesche Krankenversicherung

Letzte Änderungen auf dieser Seite fanden am 18.03.2019 statt.


Top