Schmerzhafte Proktitis – Entzündung des Mastdarms
Bei einer Proktitis handelt es sich um eine Entzündung des letzten Mastdarmabschnittes, und meist auch des Afters. Die Erkrankung ist alles als harmlos, denn zu den Beschwerden gehört auch blutiger Stuhl. Dies kann zu Blutarmut führen. Die Ursachen sind vielfältig, und reichen von Infektionen, über Allergien bis hin zu weiteren Erkrankungen des Darmes, wie beispielsweise Colitis ulcerosa, oder Morbus Crohn. Näheres zu den Ursachen weiter unten. Wie bei anderen Darmerkrankungen, ist auch hier die Gefahr groß, dass sich Komplikationen und Verwachsungen entwickeln können. Dazu kommt es meist dann, wenn die Betroffenen aus Scham den Arztbesuch auf die lange Bank schieben. Allgemein gilt jedoch, gerade bei Beschwerden im Analbereich sollte man nicht all zu lange mit dem Arztbesuch warten. Die Erkrankungen im Analbereich können sich binnen kurzer Zeit zu einem chronischen Leiden ausbreiten, wo oft nur noch eine Operation als Therapie in Frage kommt.
Proktitis kann unterschiedliche Ursachen haben
Proktitis wird durch unterschiedliche Ursachen hervorgerufen. Am häufigsten ist jedoch Proktitis, deren Ursachen sexuell übertragbare Erkrankungen sind. Hierzu gehören zum Beispiel Tripper (Gonorrhöe), Syphilis (Lues), Herpes-simplex Viren, Chlamydien, aber auch Warzenviren (HPV). Personen, die ungeschützten, rezeptiven (aufnehmenden) Analverkehr ausüben, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Proktitis zu erkranken. Auch Erreger, wie Shigellen, oder Lamblien kommen als Ursache für Proktitis infrage. Des Weiteren können auch Strahlungsschäden im Beckenbereich (Krebserkrankung) eine Mastdarmentzündung hervorrufen. Ebenso kann es durch die Verwendung von Kondomen zu einer allergischen Proktitis kommen (Latexallergie). Proktitis wird sehr häufig bei homosexuellen Männern beobachtet. Personen, deren Sexualpraktiken das Einführen von Fremdkörpern in den Anus mit einschließen, haben ein relativ hohes Risiko, Verletzungen an der Analschleimhaut davon zu tragen. Als Folge dieser Verletzungen kann die Mastdarmentzündung ebenfalls auftreten.
Symptome und Beschwerden einer Proktitis
Je nach Ursache können die unterschiedlichsten Symptome auftreten. Zu Beginn der Erkrankung treten nur selten Beschwerden auf. In einigen Fällen berichten die Betroffenen von einer erhöhten Empfindlichkeit des Anus, sowie einer Irritation des Enddarms. Charakteristisch sind zudem Symptome, wie das Gefühl des Wundseins, Schmerzen beim Stuhlgang, schleimig-eitrige, blutige Absonderungen im Stuhl, eitriger Ausfluss, sowie das Gefühl der unvollständigen Stuhlentleerung. Je nach Fortschreiten der Entzündung können auch schmerzhafte Krämpfe auftreten. Proktitis, die durch Tripper hervorgerufen wird, verursacht zunächst in der Regel kaum Beschwerden. Erst nach und nach treten Juckreiz, Durchfälle, eitriger Ausfluss aus dem After und starke Schmerzen auf. Bei den meisten Betroffenen gesellen sich auch andere Erkrankungen dazu. So zum Beispiel Feigwarzen, Analfissuren und -Fisteln, Risse am Enddarm, sowie Hämorrhoidalbeschwerden. Proktitis, die durch Syphilis verursacht wird, hat einen typischen Verlauf, und trotzdem bleibt häufig unbemerkt. Hier beginnt die Erkrankung mit einem schmerzlosen Geschwür. Darauf folgt eine Schwellung der Lymphknoten. In der zweiten Phase der Infektion zeigen sich am After warzenähnlich, nässende Wucherungen. Diese sind zudem sehr ansteckend, da die Flüssigkeit, die abgesondert wird, besonders viele Erreger enthält. Proktitis, verursacht durch Chlamydien, ist sehr häufig (etwa 20% aller Fälle) und kann unter Umständen zu Verwachsungen im Enddarm führen. Eine Proktitis, als allergische Mastdarmentzündung ist nicht selten. Hier kann Latex, oder bestimmte Bestandteile von Gleitmitteln eine allergische Reaktion hervorrufen, die unter Umständen lebensbedrohlich sein kann (Atemnot, Krämpfe etc.). Chronisch entzündliche Darmerkrankungen sind ebenfalls ursächlich für Proktitis. Wo auch immer die Ursache liegen mag, ärztlicher Rat und Behandlung sind erforderlich.
Diagnose und Therapie einer Proktitis durch den Facharzt
Für die Diagnose spielt die Krankengeschichte eine sehr große Rolle. Der Arzt muss es wissen, ob der Betroffene häufig seine Sexualpartner wechselt, ungeschützten Analverkehr hatte, oder besondere Sexualpraktiken infrage kommen. Seitens des Arztes ist hier Einfühlungsvermögen gefragt. Eine behutsame Befragung des Patienten kann jedoch jede Peinlichkeit umgehen. Die Untersuchung beinhaltet eine Abtastung des Afters mit dem Finger. Möglicherweise sind auch andere Untersuchungen, wobei der letzte Darmabschnitt untersucht werden muss, notwendig. Vereinzelt kann auch eine Enddarmspiegelung notwendig sein. Während dieser Untersuchungen können winzige Gewebeproben aus der Darmschleimhaut entnommen werden. Diese werden dann mikrobiologisch untersucht. Eine Blutabnahme und ein Abstrich dienen der Diagnosesicherung.
Die Therapie von Proktitis hängt in erster Linie von der Ursache ab. Sind Infektionen die Ursache, so liegt das primäre Ziel der Therapie darin, die Erreger zu bekämpfen. Meist kommen hier Antibiotika zum Einsatz. Sind die Ursachen sexuell übertragbare Erkrankungen, so müssen die Betroffenen auf Safer Sex zurückgreifen, wobei auch hier kein zuverlässiger Schutz bestehen kann. Da auch andere, chronisch entzündliche Darmerkrankungen Proktitis verursachen können, gestaltet sich hier die Therapie durchaus etwas schwieriger. Hier müssen sich die Patienten darauf einstellen, dass sie möglicherweise ihr Leben lang auf Medikamente angewiesen sind. Häufig kommen hier Medikamente zum Einsatz, die das körpereigene Immunsystem unterdrücken (Immunsupressiva).
Kann man den Verlauf der Proktitis positiv beeinflussen?
Die Erkrankung verläuft je nach Ursache mild, oder komplikationsreich. Um das Risiko von Komplikationen möglichst gering zu halten, ist es ratsam, bei den ersten Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Schieben Sie einen Arztbesuch nicht auf die lange Bank, wenn es um Beschwerden im Analbereich geht. So vermeiden Sie nicht nur lange Heilungsphasen, sondern auch mögliche, schwerwiegende Komplikationen. Wenn Sie sich bei dem Gedanken an den Arztbesuch unwohl fühlen, sollten Sie eine Vertrauensperson bitten, Sie zu den Untersuchungen zu begleiten. Verwachsungen im Enddarmbereich sind eine Komplikation, die häufig auftritt. Auch Blutarmut kann als Komplikation angesehen werden, dies tritt meist ein, wenn der Betroffene nicht rechtszeitig einen Arzt aufsucht. Der Blutverlust über den Darm ist nicht zu unterschätzen! Vor allem bei Infektionen durch Syphilis, oder HP-Viren ist die Ansteckungsgefahr sehr groß. Tun Sie sich und Ihren Mitmenschen den Gefallen und suchen Sie einen Arzt auf. Lassen Sie die Beschwerden nicht auf sich beruhen, nach dem Motto: „Was von alleine kommt, geht auch von alleine“.
Vorbeugen einer Proktitis nur eingeschränkt möglich
Ein Vorbeugen ist nur möglich, wenn die Gefahr besteht, sich eine sexuell übertragbare Erkrankung zuzuziehen. Praktizieren Sie nur Safer Sex, insbesondere gilt dies für den Analverkehr. Hier sollte man auch mit dem eigenen Partner offen sprechen, und ihn zur Vorsicht zu mahnen. Verletzungen an der Analschleimhaut können weitreichende Folgen haben. Verwenden Sie nur Kondome, die speziell für den Analverkehr gedacht sind. Sehen Sie bitte in Ihrem eigenen Interesse davon ab, Fremdkörper in den Anus einzuführen. Hier ist nicht nur die Verletzungsgefahr groß, sondern auch eine Infektion, durch Verunreinigung.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung