Pilzvergiftung – Myzetismus mit unangenehmen Folgen
Die Pilzvergiftung nennt sich im ärztlichen Fachjargon Myzetismus. Myzetismus entsteht durch den Verzehr von giftigen Pilzen, die häufig mit Speisepilzen verwechselt werden. Alljährlich zur Pilzzeit im Herbst kommt es bei unerfahrenen Pilzsammlern zu einer Pilzvergiftung. Viele giftige Pilze sehen auch den Speisepilzen täuschend ähnlich und werden aus diesem Grund häufig verwechselt. Bei einigen Pilzen entsteht nur Übelkeit und Erbrechen, selbst bei größeren Mengen. Bei giftigeren Pilzen jedoch genügen schon kleine Mengen um eine schwere Vergiftung auszulösen, die sich mit heftigen Symptomen äußert und sogar lebensbedrohlich werden kann. Nicht selten endet eine Pilzvergiftung mit dem Tod, weil sie nicht als solche erkannt wird und der Patient aus diesem Grund unbehandelt bleibt. Personen, die nach dem Verzehr von selbst gesammelten Pilzen heftige Beschwerden erleben, sollten sich aus diesem Grund unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben.
Ursache einer Pilzvergiftung: Pilztoxine
Giftige Pilze beinhalten Pilztoxine, die wiederum den Myzetismus hervorrufen. Pilzsammler treffen in deutschen Wäldern im Herbst auf ungefähr 10 000 Arten von Pilzen, von welchen allerdings nicht einmal 1000 zu den Speisepilzen zählen. Die restlichen 9000 Pilzarten sind giftig. Teilweise nur leicht, teilweise aber sind sie hochgiftig und können großen Schaden anrichten. Es genügt nicht, sich mit einem Pilzbuch bewaffnet in den Wald zu begeben, um dort zu sammeln, denn die giftigen Pilze sind häufig rein optisch schwer von den ungiftigen Speisepilzen zu unterscheiden.
Ein Zehntel aller Vergiftungen, die jährlich in Deutschland von Krankenhäusern gemeldet werden, gehen auf Pilzvergiftungen zurück. Eine Pilzvergiftung muss jedoch nicht durch selbst gesammelte Pilze entstehen, die Gift enthalten. Auch mit Speisepilzen muss ordnungsgemäß umgegangen werden. Für Pilze gilt grundsätzlich ein sofortiger Verzehr, bereits einen Tag nach dem Sammeln können sie giftige Fäulnissubstanzen enthalten. Speisepilze, die übrig bleiben, sollten entsorgt werden. Durch Aufwärmen können sich Giftstoffe entfalten.
Eine Pilzvergiftung weist typische Symptome auf
Wann die Symptome einer Pilzvergiftung auftreten, ist nicht exakt vorhersagbar. Grundsätzlich hängt es davon ab, welcher Pilz verzehrt wurde und wie viel Giftmengen dadurch aufgenommen wurde. Auch ist es abhängig von der körperlichen Verfassung wie schnell und wie heftig das Gift wirkt. Die Symptome einer Pilzvergiftung können von daher relativ unmittelbar nach der Mahlzeit auftreten, unter Umständen aber auch erst Tage später. Die Vergiftung kann sich sehr schädlich auf die Leber und die Nieren auswirken. Die häufigsten Beschwerden nach einer Pilzvergiftung sind Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, starke Bauchschmerzen, Schweißausbrüche, Schwindelgefühl, Wahrnehmungsstörungen, Atemnot und Herzrasen sowie Störungen im Gleichgewicht. Personen, die nach dem Verzehr von Pilzen über eines oder mehrere dieser Symptome klagen, sollten sofort in ärztliche Behandlung verbracht werden.
Diagnose einer Pilzvergiftung – Ermittlung der Toxine im Körper
Die Diagnose im Falle einer Pilzvergiftung ist für den Arzt recht eindeutig und anhand der Symptome zügig zu stellen. Patienten, die nach dem Genuss von Pilzen über entsprechende Symptome klagen, erhalten relativ schnell die Diagnose Pilzvergiftung. Dem Arzt sollte mitgeteilt werden, was genau verzehrt wurde. Lebensmittelvergiftungen haben häufig sehr ähnliche Symptome, die Pilzvergiftung jedoch wird durch spezielle Gifte ausgelöst und darüber sollte der Arzt informiert werden.
Die Pilzvergiftung therapieren – so kann’s gelingen
Wenn Symptome auftreten, die auf eine Pilzvergiftung schließen lassen, muss der Patient sofort zum Arzt gebracht werden. Am besten ist es immer noch das nächste Krankenhaus aufzusuchen. Wenn noch Reste der Pilzmahlzeit übrig sind, sollte man diese mitnehmen, damit die Pilze untersucht werden können. So können die behandelnden Ärzte am schnellsten über eine geeignete Hilfsmaßnahme entscheiden. Viele Pilzvergiftungen erfordern einen stationären Aufenthalt zur Beobachtung des Patienten. Während des Aufenthalts erhält der Patient Medikamente, die gegen die Symptome wirken. Der Arzt überprüft regelmäßig die Vitalfunktionen. Eine Magenspülung kann bei einigen Pilzvergiftungen notwendig werden, um Restgift aus dem Körper zu spülen. In einigen Fällen kann ein Gegengift verabreicht werden.
Übelkeit, Schwindel, Herzrasen und sonstige Symptome nach dem Genuss einer Pilzmahlzeit sind alarmierende Anzeichen, die innerhalb weniger Minuten, aber auch erst Tage später auftreten können. In vielen Fällen genügt die Überwachung der Vitalfunktionen und die Vergabe von Infusionen oder die Durchführung einer Magenspülung um das Gift auszuschwemmen. Einige wenige Pilzarten sind jedoch so hochgiftig, dass sie dauerhafte Schäden an Leber und Nieren hinterlassen können und so kann sich auch recht schnell ein lebensbedrohlicher Zustand einstellen.
Pilzsammler sollten auf keinen Fall auf Verdacht Pilze sammeln und nach dem Foto in einem Fachbuch urteilen, sondern nur Pilze pflücken, bei denen kein Zweifel besteht, dass es sich um einen Speisepilz handelt. Pilze dürfen niemals in Plastiktüten gesammelt werden. Eine Leinentasche ist luftdurchlässig, am besten jedoch eignet sich ein geflochtener Korb. Alte Pilze sollte man keinesfalls pflücken und ebenfalls sollte man auf Madenbefall achten. Bei gekauften Pilzen unbedingt auf Frische achten, tagelang in Kühlhäusern gelagerte Pilze können ebenfalls Vergiftungserscheinungen hervorrufen, auch wenn sie zu den Speisepilzen zählen. Die Garzeit bei Pilzen ist sehr wichtig: Pilze benötigen mindestens 20 Minuten, um gar zu werden, alles was darunter liegt, kann nach dem Verzehr Vergiftungssymptome auslösen.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung