Die Magersucht – Anorexia nervosa beim Menschen
Die Anorexia nervosa ist im Volksmund mehr unter dem Namen Magersucht bekannt und beschreibt eine Erkrankung, die heute eine immer weiter wachsende Verbreitung aufweist. In den meisten Fällen sind Mädchen in der Pubertät betroffen, wobei das Krankheitsbild auch in jüngeren Jahren und nach der Pubertät auftreten kann.
Bei Männern ist das Krankheitsbild zwar nicht so verbreitet, jedoch kann die Anorexia nervosaauch Jungen treffen. Um diese Erkrankung ein bisschen näher vorzustellen, werden nun die wichtigsten Fakten in Bezug auf die Anrexia nervosa präsentiert und verständlich dargelegt.
Welche Ursachen kann Magersucht haben?
Leider hat man heute immer noch keine genauen Erkenntnisse darüber, durch welche Ursachen die Anorexia nervosa ausgelöst wird. Es hat sich allerdings die Vermutung durchgesetzt, dass es sich um ein Zusammenwirken von psychischen und gesellschaftlichen Faktoren handelt, welches auf eine entsprechende genetische Veranlagung treffen muss, bei der die Hemmschwelle für das Fasten relativ niedrig angelegt ist.
Man geht zumindest bei den Betroffenen in der Pubertät davon aus, dass die Mädchen mit der Entwicklung zur Frau oftmals überfordert sind und sie Halt suchen. Dieser kann darin liegen, den Hunger zu besiegen, was sich schnell zu einer Art Sucht entwickelt, da dieses schöne und triumphierende Gefühl immer wieder herbeigesehnt wird. Ein weiterer Faktor ist das familiäre Umfeld, in dem die Betroffenen aufwachsen. Ein zu gut behütetes Heim sorgt beispielsweise für weitere Probleme bei der Entwicklung zu einem selbstständigen Menschen und für weitere Überforderungen. Auch ein Schock-Erlebnis in der Kindheit wie beispielsweiser sexueller Missbrauch oder ein generell niedriges Selbstwertgefühl können psychische Ursachen für die Anorexia nervosa sein.
Auch gesellschaftliche Einflüsse wie der allgemeine Schlankheitswahn werden als Ursache für dieAnorexia nervosa vermutet, da man vor allem bei Frauen überzählige Pfunde als negativ bewertet. Aufgrund dieser Tatsache fühlen sich gerade übergewichtige junge Mädchen in der Pubertät plötzlich genötigt, mit Gewalt abzunehmen, was sich dann zu seiner Sucht entwickelt, die nicht mehr kontrollierbar ist.
Die biologischen Ursachen, die vermutlich für die Anorexia nervosa verantwortlich sind, liegen den Schätzungen der Experten nach in einer Störung einer bestimmten Hirn-Zone, die für die Steuerung des Essverhaltens und der Menstruation verantwortlich ist. Hier geht man allerdings davon aus, dass diese Störung erst durch die Krankheit verursacht wird und später dafür sorgt, dass die Essstörung erhalten bleibt.
Allgemeine Symptome der Magersucht
Das auffälligste Symptom der Anorexia nervosa ist der extreme Gewichtsverlust, den die Betroffenen aufweisen. Oftmals liegt das Körpergewicht nur noch bei knapp 50% dessen, was sie am Anfang der Magersucht gewogen haben.
Dazu kommt eine stark gestörte Körperwahrnehmung, denn die Patienten finden ihren Körper chronisch zu dick und sind gerade deshalb bestrebt, weiter abzunehmen.
Ein weiteres sehr wichtiges Symptom ist das gestörte Essverhalten, da die Betroffenen oftmals nur noch sehr wenig Nahrung zu sich nehmen und in Extremfällen sogar gar nichts mehr essen. Dabei gibt es mit der Bulimi (Ess-Brech-Sucht), die ca. in der Hälfte der Fälle auftritt.
Oftmals bleibt auch die Menstruation aus, da der Körper offenbar erkennt, dass mit einem derart geschwächten Körper eine Schwangerschaft sowieso nicht möglich wäre. Haarausfall, Muskelschwäche und eine niedrigere Körpertemperatur sind ebenfalls sehr starke Anzeichen für eine Anorexia nervosa, die nicht selten mit Wassereinlagerungen im Gewebe einhergehen. Viele Betroffene der Anorexia nervosa weisen zudem depressive Züge auf, wobei dies nicht in jedem Fall so ist. Die Angst, zu dick zu sein und das nach eigener Meinung unästhetische Körperbild tragen dazu bei, sich schlecht zu fühlen und verschärfen das Krankheitsbild weiter.
Diagnose und Therapie der Magersucht
Die Diagnose der Anorexia nervosa ist aufgrund des Körpergewichts oftmals nicht allzu schwierig zu treffen. Man geht davon aus, dass jemand an Magersucht erkrankt ist, wenn das Körpergewicht das Normalgewicht in der jeweiligen Altersgruppe um mehr als 15% unterschreitet. Eine weitere Möglichkeit der Diagnose der Anorexia nervosa sind Gespräch mit dem Betroffenen und den Angehörigen, in denen die Rolle des Essens genau erfragt wird. Auch übertrieben körperliche Aktivität und die Nutzung von Abführmitteln ist ein klares Anzeichen für Anorexia nervosa.
In Bezug auf die Therapie der Magersucht muss man zwei große Teilbereiche sehen, denn einerseits muss akut das Untergewicht bekämpft werden, welches in Extremfällen nur noch 30% der normalen Körpermasse beträgt. Sollte die Erkrankung bereits so ein Ausmaß erreicht haben, bleibt oftmals keine andere Möglichkeit, als eine stationäre Behandlung und eine Art Zwangsernährung, die jedoch nur für einen kurzen Zeitraum erfolgen sollte. Ist dieser Schritt getan, muss zunächst der oder die Betroffene darüber aufgeklärt werden, an was sie genau leidet. Dies stellt einen schwierigen Schritt dar, weil viele Erkrankte ihr Leiden nicht sehen wollen. Durch verschiedene Therapiemaßnahmen wie eine psychologische Betreuung und eine Schulung der Angehörigen kann längerfristig gesehen ein Erfolg erzielt werden.
Dabei ist ganz wichtig, dass die Betroffene wieder einen normalen Umgang mit dem Essen und ihrem Körpergewicht erlernt. Darüber hinaus muss das Selbstbewusstsein der Patientin komplett neu aufgebaut werden, um Rückfälle zukünftig zu vermeiden. Leider sterben trotz akuter Hilfsmaßnahmen ca. 10% der Betroffenen an der Anorexia nervosa, weil diese zu spät erkannt wird und der Körper infolge der Nahrungsverweigerung einfach zu schwach geworden ist. Um dies zu verhindern, sollten vor allem die Angehörigen schnell lernen, entsprechende Anzeichen zu deuten und schon bei Verdachtsmomenten zusammen mit der Erkrankten einen Arzt aufsuchen.
Ist Vorbeugung gegen Magersucht realistisch?
Da die Ursachen nur spärlich bekannt sind, ist es sehr schwierig, vorbeugende Maßnahmen gegen die Anorexia nervosa zu unternehmen. Wichtig kann es jedoch sein, den eigenen Kindern ein gesundes Verhältnis zum Essen zu vermitteln. Dazu gehört beispielsweise, sie nicht zum Aufessen bestimmter Speisen zu zwingen, oder immer nur in stressiger Atmosphäre Mahlzeiten anzusetzen.
Die Anorexia nervosa ist eine Krankheit, die leider lange Zeit unerkannt bleibt, da die Betroffenen viel tun, um ihr Leiden zu verbergen. Gerade dies macht die Erkrankung so gefährlich, denn wenn sie zu spät entdeckt wird, kann sie sogar tödlich verlaufen. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass die Eltern von Kindern vor und in der Pubertät entsprechende Anzeichen wie auffälliges Essverhalten oder starke Gewichtsabnahme ernst nehmen und sich ärztliche Hilfe holen.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung