Für Kinder ist Lesen und Schreiben eines der wichtigsten Fertigkeiten, die sie erlernen. Die Beherrschung der Sprache und das Sprachverständnis sind essentiell für die Kommunikation zwischen den Mitmenschen, aber auch für soziale, kulturelle und berufliche Bereiche im Leben.
Doch nicht bei allen Kindern verläuft der Lernprozess des Lesens und Schreibens „normal“.
Hat das Kind über einen längeren Zeitraum hinweg erhebliche Probleme beim Erlernen der geschriebenen und/oder gesprochenen Sprache, so spricht man von einer Lese-Rechtschreib-Schwäche (auch „Legasthenie“ genannt). Die Schwäche für das Sprachverständnis hat jedoch nichts mit der Intelligenz des Kindes zu tun. Trotz intensiven Übens kommt es meistens zu keiner Verbesserung der Schreib- und Leseprobleme.
Legastheniker haben oft schon zu Beginn der Lernphase Schwierigkeiten, u.a. machen sie Fehler beim Aufsagen des Alphabets und bei der Benennung von Buchstaben. Das Lesen fällt ebenfalls schwer. Oftmals haben die Kinder kaum Lust zu lesen und scheuen davor zurück. Startschwierigkeiten beim Lesen eines Textes, geringe Lesegeschwindigkeit und das Auslassen oder Vertauschen von Wörtern oder Zeilen sind Anzeichen dafür. Während des mühsamen Lesens gibt es oft Unterbrechungen und die Wörter werden silbenweise, Sätze teils nur wortweise vorgelesen.
Das Schreiben von Wörtern und Sätzen stellt die Kinder auch vor große Probleme. Oftmals wird das ein und dasselbe Wort in einem Text immer wieder unterschiedlich falsch geschrieben. Buchstaben oder Silben werden beim Schreiben vergessen und ausgelassen (z.B. „Bager“ statt „Bagger“), die Reihenfolge von Buchstaben wird vertauscht (z.B. „Bort“ statt „Brot“) und ähnlich klingende Buchstaben werden durcheinander gebracht (u.a. „o-u“, „d-t“ oder „g-k“).
Eine Lese-Rechtschreib-Schwäche geht auch meist mit einem auffälligen Verhalten des Kindes einher. Es kommt zur Resignation, Aggressivität oder sogar bis zur Schulangst. Die Kinder haben oftmals ein geringes Selbstwertgefühl, das durch Hänseleien oder schlechte Leistungen in der Schule nur noch verstärkt wird.
Die Gründe und Ursachen für eine Leseschwäche und Rechtschreibschwäche sind vielfältig
Gründe und Ursachen für Legasthenie können oft nicht zweifelsfrei zugeordnet werden, da die Schwäche auch durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren begünstigt werden kann. Fehler beim Erlernen der Schrift und Sprache macht jeder, der diesen Lernprozess durchläuft – egal ob Legastheniker oder nicht. Die Kinder machen keine anderen Fehler, sie treten nur sehr viel häufiger auf. Bei Kindern mit anhaltenden Problemen beim Erlernen der Sprache besteht jedoch das Risiko einer Legasthenie. Ein möglicher Grund kann in der gestörten Aufnahme und Verarbeitung von Sprache im zentralen Nervensystem liegen. Ein anderer Grund können Hör- und Sehprobleme des Kindes sein, wodurch die Wahrnehmung über Ohren und Augen beeinträchtigt ist. Größtenteils handelt es sich jedoch um nicht-körperliche Ursachen. Dazu zählen möglicherweise Konzentrationsschwächen, Sprachmangel oder umweltbedingte Faktoren wie geringe Förderung durch die Eltern oder Lehrer. Kinder aus sozial schwachen Gesellschaftsschichten haben ein erhöhtes Risiko einer Lese-Rechtschreib-Schwäche.
Sind körperliche Defizite bei der Ursachensuche auszuschließen, erfolgt die Erfassung des Leistungsstandes des Kindes mithilfe standardisierter Testverfahren. Durch Lese- und Rechtschreibtests wird versucht, eine Lese-Rechtschreib-Schwäche zu diagnostizieren.
Die Behandlung einer Leseschwäche und Rechtschreibschwäche muss rechtzeitig erfolgen
Eine Behandlung von LRS hat umso mehr Erfolg, je früher man sie beginnt. Eine Förderung des Kindes ist in den ersten beiden Schuljahren am sinnvollsten. Konzentrations- und Lernübungen helfen, die Defizite abzubauen. Aber auch der Abbau des Notendrucks (Notenbefreiung oder mehr Zeit für Prüfungsaufgaben einräumen) und der Schulangst kann zur Besserung verhelfen.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung