Der Hörsturz – Akuter Infarkt im Innenohr
Ein Hörsturz wird ausgelöst durch eine Funktionsstörung des Innenohrs. Dabei tritt eine plötzliche Minderung der Hörkraft auf, ohne eine Ursache erkennen zu können. Die Schweregrade sind dabei völlig unterschiedlich und können bis hin zur Ertaubung führen. Meist tritt diese Funktionsstörung einseitig auf, in seltenen Fällen aber auch beidseitig. Da diese Erkrankung im Innenohr entsteht wird diese Störung auch Schallempfindungs-Schwerhörigkeit oder sensorische Schwerhörigkeit genannt. Der Hörsturz unterscheidet sich also von einer Schallleitungsstörung, die im äußeren Ohr oder im Mittelohr auftritt. Personen im Alter von 50 bis 60 Jahren sind am häufigsten von dieser Funktionsstörung betroffen. Im Kindesalter kommt dies dagegen kaum vor. Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen.
Welche Ursachen kann ein Hörsturz haben?
Bisher sind die Ursachen für einen Hörsturz nicht genau bekannt. Es können mehrere Umstände dazu führen, dass sich die Durchblutung des Innenohrs ändert. Werden die für das Hören zuständigen Haarzellen im Innenohr nicht ausreichen durchblutet, so sind diese nicht mehr zu Genüge mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und somit erheblich beeinträchtigt. Es kommt zu einem Hörverlust oder Hörsturz. Die wohl häufigste Ursache für eine Durchblutungsstörung im Innenohr sind kleine Blutgerinsel, die wie bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall die Blutgefäße verschließen. Weitere Ursachen für eine Durchblutungsstörung können äußerst vielschichtig sein. So können alle Faktoren, die eine negative Veränderung des Blutes herbeiführen einen Hörsturz verursachen.
An erster Stelle seien erhöhte Blutfettwerte, wie Cholesterin erwähnt, welches sich an den Gefäßwänden ablagert und die Blutgefäße verengt. Ein normaler Blutfluss wird verhindert, was zur schlechteren Durchblutung des Innenohrs führen kann. Bestimmte Stoffe, wie Fibrinogen, können zu einer erhöhten Blutgerinnung führen und beeinträchtigen die Blutzirkulation. Ist eine Person bereits durch Arterienverkalkung (Arteriosklerose) vorbeschädigt ist die Gefahr noch größer, dass sich Blutgerinnsel festsetzen. Besonders förderlich für eine solche Arteriosklerose sind Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Zigarettengenuss. Weiter können Erkrankungen wie Herzinsuffizienz und Angina pectoris eine schlechte Durchblutung der Haarzellen herbeiführen. Starke Blutdruckschwankungen begünstigen dies Außerdem. Deshalb wird vermutet, dass psychische Belastungen und Konfliktsituationen im Zusammenhang zum Hörsturz stehen. Begünstigend wirken Virusinfektionen, Tumore, Autoimmunerkrankungen, Entzündungen und Verletzungen des Innenohres.
Hörsturz: Symptome rechtzeitig erkennen
Meist betrifft der Hörsturz ein Ohr, selten beide. In fast allen Fällen sind keine Auslösenden Faktoren erkennbar und der Hörsturz tritt plötzlich auf. Das Spektrum der Hörminderung ist groß. Es reicht von sehr leicht bis hin zu einer völligen Taubheit, außerdem können nur einzelne oder auch mehrere Frequenzbereiche betroffen sein. Hörsturzpatienten berichten über ein Druckgefühl, als hätten sie Watte in den Ohren. Zusätzlich treten bei rund 80% der Fälle Tinnitus und bei 30% Schwindelgefühle mit auf.
Schnelle Diagnose ist bei einem Hörsturz absolut notwendig
Bei einem Hörsturz besteht aller größte Eile. Treten Symptome wie Hörverlust auf sollte unverzüglich ein Hals-Nasen-Ohrenarzt aufgesucht werden um abzuklären, ob es sich tatsächlich um einen Hörsturz handelt oder um eine Verletzung oder Erkrankung des Ohres. Der Hörsturz muss unverzüglich behandelt werden. Andererseits besteht die Gefahr, dass der Gehörverlust nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Es kann sogar zu einer bleibenden Taubheit kommen. Der Arzt wird zunächst Otoskopie (Ohrenspiegelung) durchführen, um ausschließen zu können, dass der äußere Gehörgang durch zum Beispiel Ohrenschmalz verstopft ist oder das Trommelfell verletzt ist. Durch ein Anamnesegespräch erhält der Arzt weitere Informationen zum Hörsturz. Weiterhin wird er durch verschiedene Untersuchungen herauszufinden versuchen, in wie weit die Hörkraft eingeschränkt ist. Dazu dienen vor allem Hörtests wie Tonaudiometrie, Sprachaudiometrie und Stimmgabelprüfung. Darüber hinaus kann dadurch eine Schallempfindungsschwerhörigkeit ausgeschlossen werden und von einer Schallleitungsschwerhörigkeit unterschieden werden.
Behandlung des Innenohrs: So kann der Hörsturz therapiert werden
Intention einer Behandlung ist es stets, das Innenohr wieder ausreichend zu durchbluten. Damit sich die geschädigten Haarzellen wieder erholen können ist es besonders wichtig, die Therapie sehr schnell zu beginnen. Die häufigste Therapiemaßnahme ist die Infusionstherapie. Der Hörsturz-Patient bekommt etwa 14 Tage lang einmal täglich eine Infusion durch die das Blutvolumen vergrößert wird. Außerdem wird durch dieses Plasmaexpander das Blut verdünnt um die Fließeigenschaft zu verbessern. Wahlweise können auch Glukokortikoide zur Behandlung gewählt werden. Diese steuern Entzündungen und Schwellungen entgegen, die durch einen Hörsturz im Ohr vorkommen können. Zusätzlich verabreicht der Arzt Medikamente zur Erweiterung der Blutgefäße. Diese können beispielsweise den Wirkstoff Hydroxyethylstärke und Pentoxifyllin enthalten, deren Nebenwirkung unter anderem Juckreiz ist. Ist die Infusionstherapie erfolglos so wird meist eine Sauerstoffüberdruck-Therapie durchgeführt. Dem Patienten wird in einer Überdruckkammer anhand einer Atemmaske reiner Sauerstoff zugeführt. Dies soll die Anreicherung des Sauerstoffs in Blut und Gewebe so weit steigern, dass die Haarzellen im Innenohr wieder ausreichend versorgt werden. Die H.E.L.P.-Apherese (Heparin-induzierte extrakorporale LDL-Präzipitation) ist eine besonders erfolgversprechende Therapie bei Hörsturz. Der Erfolg tritt oftmals bereits während der Behandlung ein. Das Blut wird einmalig von Stoffen gereinigt, die die Blutgerinnung fördern oder einen stetigen Blutfluss hemmen können. Heraus gefiltert werden unter anderem LDL-Cholesterin, Lipoprotein und Fibrinogen. Bei der Laser-Ginko-Therapie wird der pflanzliche Wirkstoff Ginko gespritzt. Dieser soll die Fließeigenschaft des Blutes verbessern. Daraufhin wird das betroffene Innenohr eine Stunde lang mit einem Low-Laser-Strahl bestrahlt. Dies führt zu einer erhöhten Durchblutung und Sauerstoffversorgung. Allerdings ist ein Erfolg dieser Behandlungsmethode noch nicht wissenschaftlich erwiesen.
In etwa 80 bis 90 Prozent aller Fälle kann die Hörfähigkeit wieder vollständig hergestellt werden. Dazu muss eine Therapie allerdings so früh wie möglich begonnen werden. Die größten Erfolgsaussichten bestehen, wenn schon nach wenigen Stunden ein Arzt aufgesucht wird. Allerdings verschwinden in etwa 55% aller Fälle die Symptome innerhalb der ersten 24 Stunden wieder von selbst. Bei einer verspäteten Behandlung kann eine dauerhafte Taubheit oder Hörminderung die Folge sein. In vielen Fällen treten als Spätfolge Hörgeräusche auf. Beim Tinnitus handelt es sich um ausgesprochen störende Geräusche im Ohr, wie etwa Pfeifen oder Rauschen.
Es wir vermutet, dass Hörsturz mit psychischem Stress zu tun hat. Deshalb wird betroffenen Patienten empfohlen in Zukunft Entspannungstechniken anzuwenden, um Konfliktsituationen besser verarbeiten zu können. Gerade Autogenes Training, Yoga und Meditation können dabei hilfreich sein. Außerdem soll übermäßige Belastung durch Lärm vermieden werden, weil dadurch die Haarzellen beschädigt werden können. Um die Durchblutung nicht zu stören soll auf normgerechte Blutfettwerte geachtet werden und wenn möglich eine Normalisierung angestrebt werden. Der Arzt sollte regelmäßig den Cholesterinspiegel kontrollieren. Außerdem sollte der Nikotinkonsum eingeschränkt werden.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung