Herzschwäche – Kein reines Symptom höheren Alters
Von Herzmuskelschwäche wird gesprochen, wenn das Herz nicht, oder nicht ausreichend in der Lage ist, den Körper mit Blut und Sauerstoff optimal zu versorgen. Die Herzinsuffizienz ist eine recht häufige Erkrankung des Herzens, allein in Deutschland gibt es knapp 1,5 Millionen Menschen, die an Herzschwäche erkrankt sind. Insbesondere im hohen Alter (ab 70-75) erkranken sehr viele Menschen. Die Medizin teilt die Erkrankung in drei Bereiche, je nach Ort der Erkrankung. Wenn die linke Herzseite nicht mehr ausreichend arbeiten kann, spricht man also von einer Linksherz-Insuffizienz. Ist die rechte Herzkammer betroffen, so handelt es sich hierbei um eine Rechtsherz-Insuffizienz. Ist die Pumpfunktion allgemein geschwächt (beide Herzhälften), so spricht von einer Globalen Herzinsuffizienz. Während Linksherzinsuffizienz und globale Herzschwäche relativ häufig auftreten, tritt die Rechtsherzinsuffizienz eher selten auf.
Herzschwäche hat viele Ursachen
Eine Herzschwäche tritt nicht von Heute auf Morgen auf, ist also keine Erkrankung, die einfach so entsteht. In aller Regel geht der Herzmuskelschwäche eine andere (Herz)Erkrankung voraus. Zu den häufigsten Ursachen zählen die Koronare Herzkrankheit, Schädigungen des Herzmuskels, z.B. durch Entzündungen, Herzinfarkte, oder auch Bluthochdruck, Herzklappenfehler, Herzrhythmusstörungen, sowie Erkrankungen der Lunge, oder des Stoffwechsels, hier stehen Diabetes und Schilddrüsen Unter- und Überfunktion an oberster Stelle. Auch Erkrankungen, oder Defekte des Herzbeutels können Herzmuskelschwäche verursachen. Die Ursachen für die relativ selten auftretende Rechtsherzinsuffizienz liegen in den Erkrankungen der Lunge, hier zählt vor allem das Lungenemphysem (Lungenblähung), bzw. die daraus resultierende COPD (chronisch-obstruktive-Lungenerkrankung) als wichtigste Ursache. Zwar kann auch ein schweres traumatisches Erlebnis eine Herzschwäche auslösen, hier normalisiert sich jedoch alles wieder nach einiger Zeit fast von alleine.
Symptome der Herzschwäche richtig deuten
Die Symptome sind von der Art der Herzinsuffizienz abhängig. Dabei sind die Beschwerden der Linksherzschwäche von denen der Rechtsherzschwäche abzugrenzen. Bei der globalen Herzinsuffizienz treten jedoch die Beschwerden von Links- und Rechtsherzschwäche gleichermaßen auf. Eine Herzschwäche kann Ursache von Kammern-Arrhythmien sein. Damit eine Diagnosestellung optimaler ausfällt, wurde die Herzschwäche in vier Stadien aufgeteilt. Die Aufteilung erfolgt nach den Richtlinien der New York Heart Association. Die einzelnen Stadien werden als NYHA I bis IV bezeichnet.
- Im Stadium NYHA I. sind die Patienten unter gewöhnlichen Alltagsbelastungen weitestgehend beschwerdefrei.
- Stadium NYHA II beschreibt Beschwerden bei starker körperlicher Belastung.
- NYHA III ist das Stadium, wo die Beschwerden bereits bei leichten körperlichen Belastungen auftreten.
- NYHA IV ist das Stadium, wo die Beschwerden auch im Ruhezustand, oder schon bei der geringsten körperlichen Belastung auftreten.
Typische Symptome für eine Linksherzinsuffizienz sind Atemnot, die bei körperlicher Anstrengung auftritt. Wird der Atemnot nur wenig Aufmerksamkeit beigemessen, kann sich der Zustand verschlechtern. Dies äußert sich im chronischen, trockenen Husten, die praktisch zum Dauerzustand wird. Eine akute, oder besonders schwere Herzinsuffizienz äußert sich zudem durch Lungenödeme. Die Lunge füllt sich mit Gewebswasser. Auch hier treten die Beschwerden Atemnot, Husten, Unruhe, sowie Atemgeräusche auf, die mit einem Blubbern vergleichbar sind.
Was kann ich gegen eine Herzschwäche tun?
Bei der Rechtsherzinsuffizienz äußern sich die Beschwerden in Wasseransammlungen in den Beinen (Knöcheln), die über Nacht wieder verschwinden. Durch den erhöhten Druck im Gewebe trocknet die Haut an den Beinen aus. Die Folgen sind Hautekzeme, die dann zu Geschwüren werden, die sehr schlecht heilen. Bei der Rechtsherzschwäche kommt es zu einer enormen Unterversorgung der Organe mit Blut und Sauerstoff. Die Folgen sind hier häufig auftretende Entzündungen in den Organen, auch das Blut kann sich in diesen stauen. Ist die Rechtsherzschwäche bereits weit fortgeschritten, kommt es zu Wasseransammlungen in den Organen, wie z.B. in der Leber. Auch der Bauchraum füllt sich mit Wasser (Bauchödem).
Diagnose einer Herzinsuffizienz und die geeignete Therapie
Um die Diagnose Herzschwäche stellen zu können, gilt es zunächst, andere Erkrankungen, die zu Brustschmerzen und/oder Atemnot führen können, auszuschließen. Für die Diagnose ist die detaillierte Befragung des Patienten von großer Bedeutung. Sie gibt Aufschluss über den möglichen Grad der Herzschwäche. In einer ersten Untersuchung werden Herz und Lunge abgehört. Die Herz- und Atemgeräusche geben dem Arzt erste Hinweise darauf, ob sich in der Lunge Wasser befindet, oder ob ein möglicher Herzklappenfehler vorliegt. Auch die Beine werden auf Wasseransammlungen untersucht. Um eventuellen weiteren Erkrankungen auf die Spur zu kommen, werden weitere Untersuchungen durchgeführt. Hier liegen Blutdruckmessung, Blut- und Urinuntersuchung im Vordergrund. Besteht der Verdacht auf eine Herzmuskelschwäche, so gilt es, die Funktionen des Herzens genauer zu überprüfen. Die Herzleistung kann man mit einem Herz-Ultraschall (Echokardiographie) feststellen. Auch werden hier Herzklappenfehler erkennbar. Beim Echo wird auch die Durchflussmenge des Blutes gemessen. Diese Untersuchung ist völlig schmerzlos. Besteht der Verdacht auf eine Verengung der Herzkranzgefäße (KHK), so wird auch eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt. In aller Regel besteht der Arzt auf einen Langzeit-EKG, denn dadurch lassen sich auch Herzrhythmusstörungen aufspüren.
Was ist eine chronische Herzschwäche?
Für eine effektive Therapie stehen der Medizin unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Ziel ist es in jedem Fall, häufige Krankenhausaufenthalte zu vermeiden, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Der Fortschritt in der Medizin ermöglicht es auch, die Herzschwäche am Fortschreiten zu hindern. Je nach Art der Herzschwäche stehen dem Arzt die Möglichkeiten einer medikamentösen Therapie, oder der Einsatz von Herzschrittmachern, oder ICD´s (Implantierbare Cardioverter/Defibrillator). In einigen Fällen ist eine Kombination dieser Möglichkeiten möglich und auch erforderlich. Die medikamentöse Therapie sieht den Einsatz von ACE-Hemmern, Betablockern, und Diuretika (Harntreibendes Mittel) vor. Der Einsatz von Digitalis (Wirkstoff aus der Fingerhutpflanze) zählt hier zu den ältesten Mitteln, die bei einer Herzschwäche zum Einsatz kommen. Für den Erfolg der Therapie ist die Kooperation des Patienten von enormer Wichtigkeit. So helfen auch allgemeine Maßnahmen, wie salzarme, dafür vitaminreiche Ernährung, viel Sport und Bewegung, Gewichtsreduktion bei Übergewicht, sowie der Verzicht auf Tabak, Alkohol und Drogen. Es ist sehr wichtig, dass die Patienten ihre Medikamente regelmäßig und in der verordneten Dosis einnehmen. Stellt man Nebenwirkungen fest, so gilt es, diese zuerst mit dem Arzt zu besprechen. Ihm stehen Möglichkeiten zu Alternativmedikamenten zur Verfügung. Niemand soll leiden, um sich besser zu fühlen.
Verlauf und weitere Beschwerden bei einer Herzschwäche
Herzschwäche ist leider eine dieser Erkrankungen, die sich nicht gänzlich aufhalten lassen. Den Verlauf und das Fortschreiten kann man jedoch mit der richtigen Therapie deutlich verlangsamen und so die Lebensqualität erheblich verbessern. Die Sterblichkeitsrate ist in den vergangenen Jahren stark gesunken, und doch sterben immer noch etwa 40% der Patienten noch im ersten Jahr der Diagnosestellung. Etwa 50% verlassen die Welt in den ersten vier Jahren. Deshalb ist es von großer Wichtigkeit, dass man bei den ersten Beschwerden so schnell wie möglich ärztliche Hilfe holt. Wenn die Grunderkrankungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden, wenn die Risikofaktoren auf einen Minimum gesenkt werden, erkrankt man auch deutlich seltener an Herzschwäche.
Gesunde Lebensweise hilft der Herzschwäche vorzubeugen
Einer Herzschwäche kann man direkt nicht vorbeugen. Es ist jedoch wichtig, dass Sie auf Ihre Ernährung achten und Ihre Lebensgewohnheiten zum Positiven ändern. Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum zählen zu den Dingen im Leben, auf die man am besten gänzlich verzichtet. So schonen Sie nicht nur Ihr Herz und Lunge, sondern auch die Gefäße und somit Ihren gesamten Körper.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung