Die Bipolare Störung – Affektstörung mit extremen Stimmungsschwankungen
Im Begriff bipolar steckt die Bezeichnung zweier Pole. Die bipolare Störung äußert sich im Grundsätzlichen in der extremen Schwankung zwischen euphorisch, manischen Phasen und tiefen depressiven Phasen. Dabei können die Phasen aufeinander folgen, aber auch gleichzeitig vermischt auftreten. Im deutschen Sprachgebrauch gibt es hierfür eine landläufige Bezeichnung: Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Die Erkrankung wurde bis vor kurzem als manisch-depressiv klassifiziert.
Natürlich können auch im normalen Stimmungsverlauf Episoden großer Glücksgefühle von Zeiten tiefer Trauer und Betrübnis abgelöst werden. Dies hat jedoch in der Regel nachvollziehbare Ursachen im Alltags- und Lebensverlauf. Ein solcher Wechsel stellt bei normalen Stimmungsbildern auch nicht eine wiederkehrende Regel dar. Bei bipolar erkrankten Menschen treten die heftigen Stimmungswechsel meist ohne äußeren Einfluss und nachvollziehbare Ursache auf. Von der Erkrankung sind Menschen beiderlei Geschlechts gleichermaßen betroffen, wobei bei Männern die Krankheit eher mit einer manischen, bei Frauen mit der depressiven Phase beginnt. Bei der Erkrankung sind gewöhnlich Stoffwechselprobleme im Gehirn, die Neurotransmitter betreffend feststellbar. Die bipolare Störung bedarf unbedingt der Behandlung durch den Facharzt und Therapeuten.
Symptome und Verlauf der bipolaren Störung bei Betroffenen
Typisch ist der Wechsel von Manie und Depression. Zwischen den Krankheitsphasen sind die Patienten beschwerdefrei. Dabei sind die Betroffenen während der manischen Phasen nicht schlechthin euphorisch glücklich, sondern oft zwanghaft handelnd. Typisch für die manischen Phasen sind oft unkontrollierter Umgang mit Geld, ein hoher Grad an Selbstüberschätzung, die Betroffenen wirken manchmal geradezu rauschhaft, sehr hektisch, sprechen pausenlos, zeigen keinerlei Berührungsscheu anderen Personen gegenüber, haben einen extremen Bewegungs- und Handlungsdrang. Teils können Betroffene in der manischen Phase wirklich Höchstleistungen vollbringen, sind hochrangig kreativ. Künstler können in diesen Phasen teilweise ihre Erfolgswerke schaffen. Das natürliche Schlafbedürfnis nimmt extrem ab. Bipolare in manischen Phasen haben nicht das Gefühl von Schlafstörungen oder Müdigkeit, sie kommen teils lange ohne Schlaf oder mit einem Minimum aus. Beim Wechsel der Phasen geht die manische oft sprunghaft in die Depression über. Betroffene beschreiben dies oft mit einem tiefen Fall. Sie zeigen schlagartig alle Symptome der typischenDepression, also Rückzug, Antriebslosigkeit, Bewegungsmangel, allgemeine Verlangsamung, tiefe Betrübnis, Hang zu selbstzerstörerischen Denken und Handeln bis hin zur Suizidgefährdung. Treten die Phasen in der Mischung auf, so wechseln kurzzeitig hektischer Bewegungs-, Sprech- und Handlungsdrang mit depressiven Zusammenbrüchen. Eine solche Äußerung der Erkrankungist für die Betroffenen besonders kraftzehrend, da sich weder Psyche noch Körper auf einen Zustand einstellen können.
Meist tritt die Erkrankung erstmalig diagnostizierbar zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf. Oft sind jedoch auch bereits in der Kindheit und Jugend sehr starke Stimmungsschwankungen, erhöhte Aggressivität, auffällig geringe Selbstkontrolle vorausgegangen. Allerdings wird dies oft mit der kindlichen Entwicklung und Pubertät einhergehenden Wesensveränderungen in Zusammenhang gebracht. Die Erkrankung hat laut derzeitigen Forschungsergebnissen eindeutig genetische Komponenten, wie auch die Zwillingsforschung belegt.
Die bipolare Störung kann erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Gesundheit, den normalen Lebensverlauf, die Berufsausübung haben. Die heftigen Wechsel sind die Betroffenen gesundheitlich so belastend, dass bei länger dauernder Erkrankung von einer Minderung der Lebenserwartung um einige Jahre ausgegangen wird.
Wie stehen die Heilungschancen einer bipolaren Störung)
Die Erkrankung ist zwar sehr unterschiedlich von Mensch zu Mensch. Der akute Verlauf der Phasen erleichtert jedoch die Diagnose. Die Betroffenen sind während der manischen und depressiven Phasen so auffällig, dass sie schnell diagnostiziert und behandelt werden können. Ausgeschlossen werden müssen Grunderkrankungen, Suchtmittel, die die Krankheit fördern können, Hirnverletzungen. Zur Diagnostik werden Blutbild, EKG und EEG herangezogen. Zahlreiche Forschungshinweise zeigen, dass die Regulation der Neurotransmitter stark gestört ist, der chemischen Botenstoffe, die Nervensignale weiterleiten. Folglich setzt die medikamentöse Therapie mit der Gabe von zwei Medikamentengruppen an.
Das sind Stimmungsstabilisierer und Interventionsmedikamente. Behandelt wird mit Antiepileptika wie Valproat und anderen, Neuroleptika wie Quetiapin und Olanzapin. Zur Stabilisierung werdenAntidepressiva, Hypnotika oder Sedativa eingesetzt. Neben der medikamentösen Behandlung wird meist Psychotherapie, besonders kognitive Verhaltenstherapie eingesetzt. In schweren Fällen ist die stationäre Behandlung oft angesagt. Die Prognosen sind unterschiedlich. Manche Erkrankte sprechen auf die Therapie sehr gut an, sind nach einigen Krankheitsschüben frei von Rückfällen. Die Erkrankung und Behandlung können sich aber auch über Jahre und Jahrzehnte hinziehen.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung