Chronische Polyarthritis – Rheumatische Erkrankung mit schweren Folgen
Bei rheumatischen Erkrankungen wird zwischen entzündlichen und degenerativen Erkrankungen unterschieden. Die chronische Polyarthritis, oder auch rheumatoide Arthritis zählt zu den entzündlichen Formen. Die Ursachen sind zwar noch nicht vollständig geklärt. Als Hauptursache wird jedoch eine Autoimmunreaktion des Körpers genannt. Hier wendet sich die körpereigene Immunabwehr gegen die Gelenke und Gewebe und zerstört diese. Eine Fehlsteuerung des Immunsystems ist dafür verantwortlich. Rund dreimal mehr Frauen erkranken an rheumatoide Arthritis, als Männer.
Allein in Deutschland leidet etwa 0,5% der Bevölkerung an chronischer Polyarthritis. Vermutet wird außerdem, dass bestimmte genetische Faktoren bei der Entstehung der Erkrankung eine große Rolle spielen. Für die rheumatoide Arthritis sind die nächtlichen und morgendlichen Gelenkschmerzen charakteristisch. Vor allem die Fingergelenke schmerzen und versteifen sich. Die Schmerzen und die Steifigkeit halten länger an. Meist vergeht mehr als eine Stunde, bis die Betroffenen die erkrankten Gelenke wieder bewegen können, oft auch dann nur unter starken Schmerzen.
In der Regel werden spiegelbildlich die gleichen Gelenke von der Krankheit betroffen. Meist beginnt die Erkrankung an den Finger- und Zehengelenken. Im weiteren Verlauf werden immer mehr Gelenke betroffen. Die Folge sind Gelenkverformungen. In manchen Fällen ist auch weiteres Gewebe (Augen, Haut) von der Krankheit betroffen.
Chronische Polyarthritis richtig diagnostizieren
Ganz typische Symptome sind hier nächtliche und morgendliche Gelenkschmerzen, mit Versteifung am Morgen. Die Gelenke sind geschwollen, vor allem sind hiervon die Fingergrundgelenke und die Fingermittelgelenke betroffen. Die Betroffenen klagen häufig über Müdigkeit und allgemeines Krankheitsgefühl. Die nächtlichen Schmerzen verhindern zudem eine ungestörte Nachtruhe. Zu Beginn der Erkrankung sind meist nur einige wenige kleine Gelenke (an den Fingern und Zehen) betroffen. Im weiteren Verlauf werden jedoch immer mehr Gelenke von der Erkrankung betroffen, darunter neben den kleinen, auch größere Gelenke (Polyarthritis). Hand- und Fingergelenken sind am häufigsten betroffen. Interessanterweise bleibt nur die Wirbelsäule verschont. Hier ist ausschließlich – wenn – das Kopf-Hals-Gelenk betroffen. Durch die Erkrankung treten im weiteren Verlauf Veränderungen an den Gelenken auf.
Von der rheumatoiden Arthritis sind oft jedoch nicht nur die Gelenke betroffen. Auch andere Organe können beteiligt sein. Nicht selten werden Erkrankungen, wie Perikarditis (Herzbeutelentzündung), Pleuritis (Rippenfellentzündung), Lungenfibrose, Entzündungen an den Augen (insbesondere verschiedene Schichten der Augenwand sind hier betroffen), Rheumaknoten an der Haut sind ebenfalls möglich, wobei unterschiedlich ausgeprägte Hautdefekte die Folgen sind. Eher selten sind die Speichel- und Tränendrüsen betroffen. Hier kommt es zu Mundtrockenheit und trockenen Augen. Für die Diagnose spielen Anamnese, Blutbild,Röntgenaufnahmen und körperliche Untersuchungen die zentrale Rolle. Das Gesamtbild der Befunde ergibt dann die Diagnose. Die Blutwerte liefern erste Erkenntnisse. Bestimmte Entzündungswerte steigen an, auch eine Blutarmut, bedingt durch die Entzündungen ist feststellbar. Der Nachweis von Rheumafaktoren kann die Diagnose zwar unterstützen, diese sind jedoch auch bei einigen gesunden Menschen nachweisbar, daher kein alleiniges Kriterium. Da rheumatoide Arthritis die Gelenke zerstört, können bereits nach wenigen Jahren deutliche Veränderungen in den Gelenkstrukturen nachgewiesen werden. Hierzu eignen sich Röntgenaufnahmen.
Chronische Polyarthritis therapieren – diese Maßnahmen können helfen
Für die Therapie sind einige Aspekte wichtig. Je nachdem in welchem Stadium sich die Erkrankung befindet, wie schwer sich der Verlauf bisher gezeigt hat und je nach Stärke der Schmerzen und anderer Beschwerden kann sich die Behandlung adaptieren. Für eine optimale Therapie ist das Zusammenspiel von Fachärzten verschiedener Fachrichtungen erforderlich.Orthopäden, Rheumatologen, Physio- und Ergotherapeuten begleiten die Patienten auf ihrem Weg. Die Therapie umfasst ein breites Spektrum an Möglichkeiten, angefangen mit Medikamenten, über Ergo- und Physiotherapeutischen Maßnahmen, bis hin zu operativen Therapieformen. Trotz der zahlreichen Möglichkeiten und modernen Medikamenten ist es bis heute leider nicht möglich, die Erkrankung zu heilen. Die Medikamente haben auf den Verlauf absolut keinen Einfluss. Verabreicht werden bevorzugt steroidfreie Schmerzmittel. In diesen ist kein Kortison enthalten. Sie wirken in der Regel schneller und effektiver. In akuten Phasen der Krankheit wird jedoch auf Kortisonpräparate zurückgegriffen.
Nachdem die Diagnose „Chronische Polyarthritis“ gestellt wurde, beginnt die Therapie in der Regel mit Basistherapeutika. Diese Mittel greifen unmittelbar in den Krankheitsverlauf ein. Ihre Wirkung ist zwar langsamer, dafür aber länger. Besserung kann erst nach einigen Wochen verzeichnet werden. Allerdings ist es möglich, mit den Basistherapeutika die entzündlichen Schübe zu verhindern. Auch die Versteifung der Gelenke kann so verhindert werden. Rheumatoide Arthritis schreitet in der Regel allmählich fort. Bereits nach einigen Jahren ist die Gelenkzerstörung am Röntgenbild deutlich zu erkennen. In einigen Fällen verläuft die rheumatoide Arthritis besonders schwer. In diesen Fällen haben die Patienten eine deutlich verkürzte Lebenserwartung. Ziel einer Therapie ist es, die Gelenke beweglich zu erhalten. Bewegung ist hier sehr wichtig. Allerdings sollte man nicht auf „Gut Glück“ Gymnastik, oder Ausdauersport betreiben. Viel besser ist eine Ergotherapie, und gezielte Krankengymnastik. Besonders wichtig ist, dass dieBewegungsmaßnahmen gemeinsam mit dem behandelnden Arzt und dem Bewegungstherapeuten zusammengestellt werden.
Hilfe bei chronische Polyarthritis durch Arzt und Apotheke
Wie im Falle vieler schwerwiegender Alterserkrankungen, kann auch die RA durch einen Facharzt und unterstützende Medikamente aus der Apotheke therapiert werden. Wie eingangs erwähnt, gibt es für eine Therapie wirkungsvolle Methoden, um die Ausbreitung der Krankheit stark einzudämmen – in einigen Fällen sogar, um sie zu stoppen. Sollten sich nach einiger Zeit so genannte Warnsymptome, wie Gelenkschmerzen, die vor allem bei Ruhe in der Nacht auftreten, oder Gelenkschwellungen zeigen, ist es in jedem Fall ratsam, einen Arzt aufzusuchen und die genaue Symptomatik zu diagnostizieren. Dabei werden bei Verdacht auf die Rheumatoide Arthritis zu Beginn die rheumaspezifischen Antikörper sowie Entzündungszeichen bestimmt. Diese vorab Bestimmung kann vom Facharzt je nach Notwendigkeit durch gängige bildgebende Verfahren, wie einem Ultraschall, dem MRT oder einer Röntgenaufnahme ergänzt werden. Wurde eine genaue Diagnose gestellt, so wird in aller Regel die Therapie mithilfe von Arzneien gestartet, die das Immunsystem dämpfen und damit die Rheumatoide Arthritis eindämmen sollen.
Betroffene können die verordnete Therapie zudem selbst durch Salben und andere pharmazeutische Produkte aus der Apotheke verstärken. Medikamente mit Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Diclofenac wirken dabei entzündungshemmend, sollten jedoch vor deren Nutzung in einem Gespräch mit dem Arzt als weitere Möglichkeit der Therapie abgeklärt werden.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung