Bandscheibenvorfall – Diskusprolaps der Wirbelsäule
Ein Bandscheibenvorfall wird häufig durch Verschleiß verursacht, doch auch Fehlhaltung und Fehlbelastungen können dazu führen. Der Bandscheibenvorfall, oder auch Diskusprolaps, ist eine schmerzhafte Erkrankung. Die Schmerzen werden dabei meist im Rücken gespürt, die aber auch in Arme und Beine ausstrahlen können. Vom Bandscheibenvorfall können alle Altersgruppen betroffen sein, wobei mit zunehmendem Alter das Risiko steigt. Insgesamt treten Bandscheibenvorfälle im Lendenwirbelbereich am häufigsten auf. Ein Diskusprolaps in der Halswirbelsäule ist zwar auch keine seltene Erscheinung, kommt jedoch allgemein deutlich seltener vor, als im Lendenwirbelbereich. Die Wirbelsäule besteht aus einzelnen Wirbeln, die durch je eine Bandscheibe miteinander verbunden sind. Ausnahme bilden hier der erste und zweite Wirbel der Halswirbelsäule, und der Steiß- und Kreuzbeinwirbel der Lendenwirbelsäule. Die Bandscheiben dienen dabei nicht nur als Verbindungsglied, sondern erfüllen wichtige Funktionen in der Bewegung. Sie dämpfen Erschütterungen, die beim Gehen und Laufen entstehen, halten unsere Wirbelsäule beweglich und verhindern, dass sich zwei Wirbelkörper aneinander reiben.
Bandscheibenvorfall hat unterschiedliche Ursachen
Zu den Aufgaben der Bandscheiben gehört auch der Ausgleich von vorübergehenden Fehlhaltungen und Fehlbelastungen. Diese können die Bandscheiben jedoch nur bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Bestehen Fehlhaltung und Fehlbelastung dauerhaft, so sind die Bandscheiben nicht mehr in der Lage, diese optimal auszugleichen. Zu den Ursachen für Bandscheibenvorfall zählen aber neben diesen beiden genannten auch Ursachen, die mit dem zunehmenden Alter fast unvermeidlich sind. Verschleiß, also die Abnutzung der Bandscheiben ist eine häufige Ursache, insbesondere bei älteren Menschen, sowie bei Menschen, die ihre Wirbelsäule einer Dauerbelastung aussetzen. Häufiges und langes Tragen von schweren Lasten, insbesondere bei schwächerer Rückenmuskulatur, kann auch zu einem Bandscheibenvorfall führen. Auch Unfälle und dadurch verursachte Verletzungen gelten als Ursache. Weitere, nicht zu verharmlosende Ursachen sind Übergewicht, häufige Erschütterungen der Wirbelsäule, sowie falsches Liegen, Stehen und Sitzen.
Schmerzen als Leitsymptom des Bandscheibenvorfalls
Bei einem Bandscheibenvorfall wird zwischen drei Schweregraden unterschieden. Diese äußern sich durch unterschiedliche Beschwerden. Die einzelnen Bandscheiben bestehen aus einem elastischen Faserring. Der weiche Kern befindet sich bei einer gesunden Bandscheibe genau in der Mitte dieses Rings. Wird die Bandscheibe geschädigt, reißt der äußere, elastische Ring ein und der Kern drückt sich nach Außen. Der austretende Kern drückt nun auf die umgebenden Nerven. Diese können teilweise, oder auch ganz eingeklemmt werden. Grad I beschreibt eine so genannte Bandscheibenvorwölbung. Der Kern drückt in diesem Fall noch von Innen auf den beschädigten Faserring. Grad II beschreibt den Bandscheibenvorfall. In diesem Fall tritt der Gallertkern durch den geschädigten Faserring nach außen und drückt auf das umliegende Nervengewebe. Durch den entstandenen Riss können einzelne Nerven eingeklemmt werden, was bei den Betroffenen starke Schmerzen verursacht. Grad III beschreibt die so genannte Ablösung. Hier lösen sich kleine Teile vom Gallertkern und treten aus dem Faserring heraus. Abgelöste Teile befinden sich also nicht mehr in der Bandscheibe selbst. Die Beschwerden sind bei einem Bandscheibenvorfall abhängig vom Ort der Schädigung, also abhängig davon, ob der Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule, oder in der Lendenwirbelsäule entstanden ist. Dabei gilt: Jeder einzelner Bandscheibenvorfall ist individuell. Die Beschwerden sind nicht zwingend immer gleich. Ganz im Gegenteil. Leitsymptom bei einem Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule sind die starken Schmerzen, wobei sich diese in den gesamten Rücken ausbreiten können, oder begrenzt an der beschädigten Stelle halten. Häufig strahlen die Schmerzen auch in die Beine aus. Bei einer Ausstrahlung in die Beine kann man davon ausgehen, dass Nervengewebe betroffen ist. Je nach Stärke der Beeinträchtigung können Lähmungen, oder motorische und Koordinationsstörungen auftreten. Die Schädigung entsprechender Nervenfasern kann auch eine verminderte Blasen- und Darmfunktion nach sich ziehen. Die Symptome bei einem Bandscheibenvorfall, der die Halswirbelsäule betrifft, sind zunächst Schmerzen. Hier können sich die Schmerzen nur auf den Nacken begrenzen, oder entlang der gesamten Halswirbelsäule auftreten. Hier strahlen die Schmerzen in die Schulter, Arme und Hände aus. Wie bei den Beinen können auch hier Lähmungen, motorische und Koordinationsstörungen auftreten. Auch Empfindungsstörungen treten auf. Auch bei einem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule kann es zu Störungen in der Blasen- und Darmfunktion kommen.
Bildgebende Diagnostik ist wichtig bei einem Bandscheibenvorfall
Für die Diagnose ist die Erhebung der Krankengeschichte sehr wichtig. Daneben werden weitere Untersuchungen – bildgebende Diagnostik – durchgeführt, um die Diagnose zu sichern. Es ist wichtig, dass die Patienten ihre Beschwerden so genau wie möglich schildern. Dem Arzt geben Informationen zur Schmerzlokalisierung, Intensität und Angaben zu eventuellen Ausfallerscheinungen erste Hinweise. Körperliche Untersuchungen können die Diagnose Bandscheibenvorfall untermauern. Bei der körperlichen Untersuchung werden folgende Vorgänge überprüft:
- Nervendehnungsschmerz
- Muskeleigenreflexe
- Gang- und Standbild
- Muskulatur des Körpers
- Beweglichkeit der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte
- Empfindlichkeit der Arme und Beine (je nach Beschwerdebild HWS, oder LWS)
Um die Diagnose entsprechend sichern zu können sind bildgebende Diagnosemethoden von großer Wichtigkeit. Röntgen, CT, oder MRT lassen deutlich erkennen, ob es sich bei den Beschwerden tatsächlich um einen Bandscheibenvorfall handelt. Die Schmerzen können auch andere Ursachen haben, und diese gilt es auszuschließen.
Konservative Therapie steht bei einem Bandscheibenvorfall im Vordergrund
Bei der Therapie stehen den Ärzten zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Die konservative Therapie und die operative Therapie, wobei eine Operation nur relativ selten notwendig ist. Die konservative Therapie nennt man in der Medizin auch erhaltende Therapie. Das heißt, die Erkrankung wird mit Medikamenten und körperlichem Training behandelt. Die Bandscheiben müssen die Beweglichkeit der Wirbelsäule gewährleisten. Dabei benötigen die Bandscheiben – genau so, wie andere Gelenke im Körper – Schmierung. Bei Patienten, die wenig trinken, trocknen die Gelenke und auch die Bandscheiben regelrecht aus. Aus der Flüssigkeit gewinnen Gelenke und Bandscheiben Schmiermittel, die sie beweglich halten. Bei der konservativen Therapie werden die Patienten zunächst körperlich geschont, erhalten jedoch Medikamente gegen Schmerzen und gegen die Muskelspannung. Sobald die Schmerzen nachgelassen haben, kann vorsichtig mit Krankengymnastik begonnen werden. Krankengymnastik hilft dabei, die Muskulatur des Körpers aufzubauen und zu kräftigen. Es ist nicht immer erforderlich, die Therapie in einem Krankenhaus durchzuführen. In vielen Fällen kann die Behandlung (auch die Krankengymnastik) ambulant erfolgen. Zur operativen Therapie greift man nur, wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt. Gründe dafür sind: – Ausbleibende Erfolge bei der konservativen Therapie – Wenn zusätzlich zu den Schmerzen auch Ausfallerscheinungen auftreten. Lähmungen, Empfindungsstörungen etc. – Störungen der Blasen- und Darmfunktion Während eine Bandscheibenoperation früher eine „große Sache“ war, zählt sie Heute zu den minimalinvasiven Therapiemöglichkeiten. Die Operation erfolgt unter Vollnarkose. Eine Versteifung der betroffenen Wirbelsäulenbereiche wird heute nur noch relativ selten durchgeführt. Viel wichtiger ist es, die Bandscheiben elastisch zu halten. Auch nach einer Operation können die Patienten das Krankenhaus bereits nach einigen Tagen wieder verlassen. Ob eine Reha nötig ist, sagt Ihnen Ihr behandelnder Arzt.
Rund 90% der Fälle von Bandscheibenvorfall lässt sich durch eine konservative Therapie beheben. Um Komplikationen und ein Neuauftreten zu verhindern, ist es wichtig, die Körpermuskulatur nachhaltig zu kräftigen. Krankengymnastik und vorsichtiges Muskeltraining sind hier notwendig. Auch eine Operation zieht Heute nur noch selten Komplikationen nach sich. Wundheilungsstörungen können jedoch auftreten. Durch modernste chirurgische Technologie sind Nervenschäden während der Operation kaum noch zu erwarten.
Aufbau der Muskulatur hilft Bandscheibenvorfall vorzubeugen
Spezielle Vorsorgemaßnahmen gibt es zwar nicht, aber man kann das Risiko bewusst auf ein mögliches Minimum senken. Bei Übergewicht gilt es: Gewicht zu reduzieren, dabei auf einen Aufbau der Muskulatur achten. Die Rückenmuskulatur lässt sich durch gezieltes Rücken- und Bauchmuskeltraining optimal entlasten. Es ist wichtig, dass das Training unter Anleitung stattfindet. Falsche Ausführung der Übungen können genau das Gegenteil auslösen. Heben muss gelernt sein. Lernen Sie daher, schwere Lasten aus dem Knie und nicht aus der Hüfte zu heben. Wer im Sitzen arbeitet, sollte nach Möglichkeit häufig die Sitzposition ändern. Häufiges Aufstehen und einige Schritte zu laufen sind hier ebenfalls sehr wichtig.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung