Bauchspeicheldrüsenentzündung – Erkrankung mit Seltenheitswert
Zu den eher seltenen Erkrankungen des menschlichen Körpers zählt die Bauchspeicheldrüsenentzündung, medizinisch auch Pankreatitis genannt. Allerdings handelt es sich um eine sehr schwere Krankheit, in deren Verlauf rund 15 Prozent der Betroffenen versterben. Die Bauchspeicheldrüsenentzündung kommt sowohl in der akuten als auch in der chronischen Variante vor und kann verschiedene Ursachen haben, wobei Gallensteine und übermäßiger Alkoholgenuss zu den größten Risikofaktoren zählen. Eine akute Pankreatitis macht sich durch Übelkeit, Erbrechen und starke Oberbauchschmerzen bemerkbar, während die chronische Variante im Verlauf vor allem durch Verdauungsbeschwerden und Gewichtsabnahme gekennzeichnet ist. Bei der Erkrankung werden gewebeschädigende Verdauungssäfte freigesetzt, was die Pankreatitis so gefährlich macht.
Die Bauchspeicheldrüse ist etwa 15 Zentimeter lang und 70 Gramm schwer und befindet sich im Oberbauch an der hinteren Bauchwand. Die Aufgabe der Bauchspeicheldrüse besteht darin, Verdauungssäfte zu produzieren, die sich dann von den zahlreichen Seitengängen aus im Hauptgang sammeln.
Ursachen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung: Alkohol und Gallensteine
In den meisten Fällen liegt die Ursache der Pankreatitis in einem übermäßigen Alkoholkonsum oder einem Gallensteinleiden, das häufig sogar gar nicht bemerkt wurde. Bei Männern zwischen 30 und 50 Jahren ist überwiegend der Alkoholgenuss für die Entstehung der Erkrankung verantwortlich. Auch bei Frauen spielt der Alkoholgenuss bei der Erkrankung eine immer größere Rolle, doch in den meisten Fällen ist die Ursache in Gallensteinen zu suchen.
Neben diesen Hauptursachen, gibt es jedoch noch zahlreiche andere Auslöser, die in Frage kommen. Dazu zählen zum Beispiel Stoffwechselstörungen wie die Hyperkalzämie, eine genetische Vorbelastung, bestimmte Medikamente, eine zu fetthaltige Ernährung oder Skorpiongift. Daneben kommen Infektionen wie Mumps oder das Coxsackie-Virus in Frage, ebenso Durchblutungsstörungen nach Operationen oder eine Arteriosklerose. Weitere Ursachen können auch eine Verletzung im Bauchraum, ein Pankreaskarzinom oder eine Verengung des Zwölffingerdarmes sein.
Gummibauch als Hauptsymptom einer Bauchspeicheldrüsenentzündung
Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann sich ganz unterschiedlich bemerkbar machen, vor allem abhängig davon, ob es sich um die chronische oder die akute Variante handelt. Wenn eine akute Pankreatitis vorliegt, leidet der Betroffene vor allem an starken Schmerzen im Oberbauch, welche ganz plötzlich auftreten und sich so anfühlen, als würde jemand einen Gürtel zuziehen. Die enormen Schmerzen strahlen teilweise sogar in den Rücken aus und halten in vielen Fällen mehrere Tage an. Typisch ist ein so genannter Gummibauch, der sich weich anfühlt, aber auf Druck sehr schmerzhaft reagiert. Dazu kommen normalerweise noch Fieber, Erbrechen, Blähungen und Übelkeit und eine eingeschränkte Darmtätigkeit.
Wenn eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung festgestellt wird, dann ist das Organ in der Regel dauerhaft geschädigt und wird sich auch nicht wieder regenerieren. Die Schmerzen, die in diesem Fall nicht kolikartig sind, können gelegentlich auftreten, aber durchaus auch dauerhaft bestehen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es auch immer wieder zu vollkommen schmerzfreien Phasen kommen. Wenn fetthaltige Nahrungsmittel konsumiert werden, muss mit Verdauungsproblemen, Übelkeit und Erbrechen gerechnet werden. Die Patienten nehmen rasch an Gewicht ab, leiden häufig unter Durchfall und Blähungen, unter Umständen kann sich sogar eine Zuckererkrankung entwickeln. Wenn diese Symptome auftreten, ist bereits von einer starken Schädigung des Organes auszugehen.
Diagnose Bauchspeicheldrüsenentzündung: Therapie ist nun wichtig!
Die Schilderung der typischen Symptome gibt dem Arzt bereits einen ersten Anhaltspunkt für die Diagnose. Anschließend wird er eine Blutuntersuchung vornehmen, da bei einer Pankreatitis bestimmte Blutwerte eindeutig erhöht sind. Durch eine Ultraschalluntersuchung können eine Schwellung des Organes, eine Flüssigkeitsansammlung oder eventuelle Verkalkungen erkannt werden. Wenn der Verdacht auf eine Gewebezerstörung besteht, kann eine Magnetresonanz- oder eine Computertomographie Aufschluss über den Grad der Zerstörung geben. In einigen Fällen sind auch andere Organe in Mitleidenschaft gezogen worden, oder es ist bereits zu innerlichen Blutungen gekommen. Auch das können diese Untersuchungsmethoden eindeutig belegen. Sollte der Arzt einen Verdacht auf Gallensteine haben, wird er vorsichtshalber auch eine Endoskopie durchführen, bei der auch kleinere Steine entfernt werden können. Es gibt einige gesundheitliche Beschwerden, die sich durch ganz ähnliche Symptome äußern können, so dass eine gründliche Diagnose absolut erforderlich ist. Ähnliche Symptome können zum Beispiel bei einer Nierenkolik, einer Darmlähmung, einem Herzinfarkt, einer Lungenembolie, einer Gallenkolik, einem Magendurchbruch, einem Infarkt der Darmgefäße, bestimmten Eierstockerkrankungen, einer Bauchhöhlenschwangerschaft oder einem Diabetischen Koma vorkommen.
Wie verläuft eine Bauchspeicheldrüsenentzündung?
Da es sich bei der Bauchspeicheldrüsenentzündung um eine ernsthafte Erkrankung handelt, muss die Behandlung unbedingt stationär erfolgen. Um dem Patienten Linderung zu verschaffen, werden in erster Linie Schmerzmittel verabreicht. Wenn eine akute Pankreatitis vorliegt, darf der Patient nichts essen, um die Produktion von Verdauungssäften nicht anzuregen. Der überschüssige Verdauungssaft wird regelmäßig über eine Magensonde abgesaugt, und der Patient wird über Infusionen mit Flüssigkeit und Nährstoffen versorgt. Erst wenn die Beschwerden abgeklungen sind und sich die Blutwerte wieder normalisiert haben, kann der Patient langsam wieder mit der Aufnahme von spezieller Schonkost beginnen. Auf fettreiche Nahrungsmittel, Kaffee und Alkohol muss jedoch vorerst vollkommen verzichtet werden. Der Patient erhält auch spezielle Tabletten, die das Organ mit Pankreasenzymen versorgen.
Operative Maßnahmen werden nur in besonders schweren Fällen in Betracht gezogen, dabei muss eventuell ein Teil der Bauchspeicheldrüse entfernt werden. Bei einigen Patienten haben sich so genannte Pseudozysten gebildet, die, ebenso wie eventuelle Gallensteine, chirurgisch entfernt werden müssen. Auch wenn eine Verengung der Gallenwege oder des Pankreasganges vorliegt, muss dies operativ behoben werden. Je früher eine Bauchspeicheldrüsenentzündung erkannt wird, umso besser sind die Heilungsaussichten. In etwa 15 Prozent der Fälle versterben die Patienten, bei einer chronischen Pankreatitis beträgt die Lebenserwartung in der Regel maximal 20 bis 25 Jahre.
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Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung
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