Der Leistenbruch – Hernia Inguinalis mit schmerzhaften Folgen
Die Fachbezeichnung für den Leistenbruch lautet „Hernia Inguinalis“. Er kann angeboren oder später erworben sein. Der Leistenbruch bezeichnet eine Lücke der inneren Bauchwand im Bereich der Leiste oberhalb des Oberschenkels im Unterbauch, der von Nervengefäßen und Muskelsträngen durchzogen ist. Hierdurch verlagern sich die Bauchorgane.
Angeborener Leistenbruch – So kann Betroffenen geholfen werden
Bei einem angeborenen Leistenbruch liegt eine mangelnde Entwicklung des Bauchwandschlusses beim Fötus vor. Der erworbene Leistenbruch entsteht in der Regel durch Druck auf die Muskelstränge und das Bindegewebe. Der Bruch entsteht da, wo das Gewebe und die Muskeln am schwächsten ausgeprägt sind. Druck auf den Leistenbereich kann durch verschiedene Auslöser entstehen: beim Husten, durch Erbrechen, durch Übergewicht und durch das Heben schwerer Lasten. Die Anfälligkeit für einen Leistenbruch ist besonders hoch, wenn in der Vergangenheit eine Operation über einen Bauchschnitt erfolgt ist. Die hierdurch entstandenen Vernarbungen können zu Schwachstellen an der inneren Bauchmuskulatur führen und somit die Anfälligkeit erhöhen. Wer unter schwachem Bindegewebe leidet, ist ebenfalls anatomisch bedingt sehr anfällig für einen Leistenbruch.
Welche Symptome bringt ein Leistenbruch mit sich?
Die Symptome für einen Leistenbruch sind relativ eindeutig. An der Stelle des Bruches bildet sich eine Geschwulst, die in der Regel auch deutlich sichtbar ist. Jedoch kann ein Leistenbruch auch eine Geschwulst bilden, die sich nach innen richtet. In diesem Fall ist sie äußerlich nicht zu sehen, jedoch ist sie für den Arzt tastbar. Bei männlichen Patienten können die Baucheingeweide in den Hodensack vordringen, während bei Mädchen durch einen Leistenbruch häufig die Eileiter und der Eierstock absinken. Der Patient empfindet einen drückenden Schmerz im Bruchbereich, der durchaus in mehrere Richtungen ausstrahlen kann. Beim Heben von Lasten empfindet der Patient relativ eindeutige Schmerzen in der Leistengegend und auch beim Stuhlgang können starke Schmerzen ausgelöst werden.
Männliche Patienten empfinden den ausstrahlenden Schmerz meist im Hodensack, während weibliche Patienten den Schmerz häufig in den Schamlippen spüren. Bei einem diagnostizierten Leistenbruch sollten schweres Heben wie auch sonst jede Form von körperlicher Anstrengung vermieden werden, damit sich keine Komplikationen ergeben. Komplikationen können sich ergeben, wenn sich die ausgetretenen Eingeweide einklemmen. Hierdurch entstehen massive Schmerzen, die häufig von Übelkeit und Erbrechen begleitet sind. Durch einen eingeklemmten Leistenbruch kann durchaus ein lebensbedrohlicher Zustand eintreten und der Patient sollte sofort operiert werden.
Einen Leistenbruch diagnostizieren – der Facharzt hilft
Die Diagnose eines Leistenbruches erfolgt über die körperliche Untersuchung durch einen Arzt. Grundsätzlich tastet der Arzt den Bauchraum ab, auch wenn der Bruch durch eine Geschwulst deutlich sichtbar ist. Unter gewissen Umständen kann das Abtasten und die Diagnosestellung erschwert werden. Bei Sportlern mit einer sehr guten Bauchmuskulatur und einer damit verbundenen straffen Bauchdecke kann der Leistenbruch schwer zu ertasten sein, ebenso schwierig ist das Ertasten eines Bruches bei starkem Übergewicht. Zur Absicherung der Diagnose kann hier eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen werden. Der Arzt unterscheidet zwei Formen des Leistenbruches. Beim „reponiblen Leistenbruch“ können die Eingeweide manuell wieder in den Bauchraum geschoben werden. Beim „irreponiblen Leistenbruch“ besteht die Gefahr, dass die ausgetretenen Eingeweide sich einklemmen. Der irreponible Leistenbruch muss daher sofort operiert werden.
Therapie eines Leistenbruches: OP – ja oder nein?
Die Therapie eines irreponiblen Leistenbruchs erfolgt grundsätzlich über eine Operation. Sofern keine Einklemmung vorliegt, erhält der Patient vom Arzt eine Einweisung in ein Krankenhaus und dort einen baldigen Operationstermin. Bis zum Operationstermin wird der Arzt den Patienten in der Regel krankschreiben. Körperliche Anstrengungen aller Art sind vom Patienten zu vermeiden. In einigen Fällen verschreibt der Arzt ein Bruchband, das bis zum Operationstermin getragen werden muss.
Weibliche Patienten erhalten sich eine Stabilität der Bauchorgane durch das Tragen einer Miederhose bis zum Operationstermin. Die Operation wird grundsätzlich unter Vollnarkose durchgeführt. Sie erfolgt über einen etwa 8 cm langen Bauchschnitt an der betroffenen Stelle. Der Chirurg präpariert die Bruchhüllen, den Bruchsack und die Bruchpforte, schiebt die Bauchorgane zurück und verschließt die Bruchlücke und den Bauchschnitt.
Krankheitsverlauf bei einem Leistenbruch
Der Verlauf eines Leistenbruches ist in den meisten Fällen relativ unkompliziert. Dennoch sollte ein Leistenbruch nicht sorglos betrachtet, sondern so schnell wie möglich behandelt werden. Die Gefahr einer Einklemmung bei einem Bruch, der unbehandelt bleibt, ist deutlich zu hoch. Klemmt sich ein Bruch ein, kann es innerhalb von wenigen Stunden zu einem lebensbedrohlichen Zustand kommen, auch wenn der Leistenbruch an sich, sofern er relativ schnell behandelt wird, eher keine Komplikationen mit sich bringt. Die Sterblichkeitsrate bei eingeklemmten Leistenbrüchen liegt bei über zehn Prozent. Die hohe Sterblichkeitsrate liegt nicht nur an der Einklemmung selbst.
Häufig entzünden sich eingeklemmte Darmabschnitte. Die Entzündung kann sich auf den gesamten Bauchraum ausbreiten und dadurch erhöht sich das Operationsrisiko in hohem Maße, auch wenn die Operation eines Leistenbruches unter normalen Umständen zu den Routineeingriffen zählt. Bei über 95 Prozent aller Patienten verläuft die Therapie durch Operation vollkommen komplikationslos. Es besteht jedoch für Patienten mit Leistenbruch die Rezidiv-Gefahr, das bedeutet, dass die Möglichkeit eines erneuten Bruches an der gleichen Stelle nicht ausgeschlossen werden kann. Patienten, die unter einem schwachen Bindegewebe leiden, können nach erfolgter Operation durchaus einen Bruch auf der anderen Seite des Leistenkanals erleiden. Nach der Operation sollte der Patient grundsätzlich auf seine Ernährung achten. Die Nahrung sollte so gestaltet sein, dass der Stuhlgang möglichst weich ist. Körperliche Anstrengungen sollten für mindestens sechs Monate vermieden werden und dies beinhaltet auch das Heben schwerer Lasten. Ein Vorbeugen ist nur begrenzt möglich. Patienten sollten grundsätzlich auf ihr Gewicht achten, denn Übergewicht stellt eine starke Gefährdung dar, einen Leistenbruch zu erleiden. Die Bauchmuskulatur sollte gezielt trainiert werden, um sie zu stärken. Gegen Bindegewebsschwäche helfen Produkte aus Kieselerde, die in den Apotheken und Drogerien frei verkäuflich sind.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung