Laktoseintoleranz – Wenn der Körper Milchzucker verweigert
Die Laktoseintoleranz ist eine Milchzuckerunverträglichkeit, bei der der Körper nicht dazu in der Lage ist, Laktose (Milchzucker) zu verdauen. Dies geschieht aufgrund fehlender Laktase im Dünndarm, die normaler Weise für die Spaltung des Milchzuckers zuständig ist. Als Säugling produziert der Mensch sehr viel Laktase. Sobald Milch nicht mehr das Hauptnahrungsmittel ist, nimmt die Produktion ab. Jedoch hat auch der gesunde Erwachsene ausreichend Laktase, um Milchzucker verdauen zu können. Laktose kann sowohl in Muttermilch, Kuhmilch und Stutenmilch, als auch in Ziegenmilch und Schafmilch nachgewiesen werden.
Schätzungsweise 50% der Weltbevölkerung leidet an einer mehr oder weniger ausgeprägtenLaktoseintoleranz. In Deutschland sind ungefähr 15-20% davon betroffen. Ähnlich verhält es sich in den restlichen europäischen Ländern und Amerika. Mit 90% ist in Schwarzafrika und China der Anteil der betroffenen Bevölkerung am höchsten. Die Milchzuckerunverträglichkeit wird in den letzten Jahren immer mehr thematisiert, weshalb die entdeckten Laktoseintoleranzfälle deutlich zunehmen. Viele zuvor ungeklärte Magen-Darm-Beschwerden werden nun als Milchzuckerunverträglichkeit diagnostiziert.
Die Laktoseintoleranz hat viele verschiedene Auslöser
Die Laktoseintoleranz wird stets durch Laktasemangel ausgelöst. Es gibt dabei drei unterschiedliche Formen. Die häufigste Form ist der angeborene Laktasemangel. Diese Form ist erblich bedingt. Im frühen Kindesalter wird gerade ausreichend Laktase produziert. Nachdem die Produktion sich zurück gebildet hat, ist kaum mehr Laktase vorhanden, weshalb es zu einer wachsenden Milchzuckerunverträglichkeit kommt. Die zweite Form ist der erworbene Laktasemangel, welcher nicht erblich bedingt ist. Dieser Mangel kann im Laufe des Lebens durch verschiedene Krankheiten, wie Zöliakie, Morbus Crohn, bakterielle Infektionen, Pilzinfektionen, Darmgrippe und Darmoperationen auftreten.
Auch die Einnahme von Antibiotika und Zytostatika kann zum Erwerb eines Laktasemangels führen. Der erworbene Laktasemangel kann sich unter Umständen nach erfolgreicher Behandlung der Grunderkrankung wieder zurückbilden. Eine sehr seltene Form des Laktasemangels ist der kongelikale Laktasemangel. Dies ist ein angeborener Enzymdefekt, der bereits im Säuglingsalter vorkommt und bei dem überhaupt keine Laktase mehr vorhanden ist. Folgen, wie starker Durchfall, Austrocknung und Unterernährung sind schon früh erkennbar. Dem muss durch eine strenge laktosearme Diät entgegengewirkt werden, um Hirnschäden zu vermeiden.
Welche Symptome sprechen für eine Laktoseintoleranz
Typischer Weise treten mehr oder weniger kurze Zeit nach dem Genuss von Milchprodukten (wie Milch, Käse, Sahne, Eis, aber auch Schokolade) Beschwerden wie Blähungen, Übelkeit, Schmerzen und Durchfall auf. Daneben können auch eher untypische Symptome wie Kopfschmerzen, Hautprobleme und Müdigkeit auftreten. Die Stärke der Schmerzen sind von Fall zu Fall unterschiedlich und hängt von der Ausprägung des Laktasemangels, sowie von der aufgenommenen Menge des Milchzuckers ab.
Laktoseintoleranz als gesicherte Diagnose vom Facharzt
Es gibt verschiedene Tests, anhand deren eine Laktoseintoleranz aufgedeckt werden kann. Der so genannte Selbsttest und der Diättest können selbst zu Hause durchgeführt werden. Bei beiden Varianten wird einige Tage lang völlig auf laktosehaltige Nahrungsmittel verzichtet. Treten beim Diättest in dieser Zeit keine Beschwerden mehr auf, so kann dies ein Indiz für eineLaktoseintoleranz sein.
Beim Selbsttest wird nach der laktosefreien Diät ein Glas Wasser mit 100 Gramm Milchzucker getrunken. Treten hinterher die typischen Symptome auf, so kann dies ein Hinweis auf eine Milchzuckerunverträglichkeit sein. Unter ärztlicher Aufsicht wird ein Laktosetoleranztest durchgeführt. Der Arzt gibt dem Patienten eine gewisse Menge an Laktose. Bei einem gesunden Menschen steigt dadurch der Glukosespiegel im Blut.
Weil bei einem Laktasemangel die Glukose nicht gespalten werden kann, ist dieser Wert auch nach Aufnahme von Milchzucker sehr gering oder nicht vorhanden. Ähnlich verhält es sich beim H2-Atemtest. Der Patient bekommt eine Laktoselösung zu trinken. Ist eine Laktoseintoleranz vorhanden, so ist anschließend Wasserstoff in der Atemluft nachzuweisen. Um eine genetisch bedingte Milchzuckerunverträglichkeit nachzuweisen wird ein Gentest durchgeführt. Dazu führt der Arzt einen Wangenabstrich durch, welcher auf genetische Veränderungen untersucht wird. Seit Neuestem gibt es diese Tests auch in der Apotheke. Diese werden in ein Labor geschickt und ausgewertet.
Milchzucker? Nein, danke! Laktoseintoleranz therapieren
Es gibt keine Behandlungsmethode, die gegen die Auslöser der Laktoseintoleranz angeht. Die häufigste und sinnvollste Therapie ist es, gänzlich auf laktosehaltige Nahrungsmittel zu verzichten. Dies bedeutet den Verzicht auf Milch und Milchprodukte, wie Vollmilch, Buttermilch, Butter, Sahne, Käse, Joghurt und Quark. Aber auch auf Milchbrötchen, Kuchen, Gebäck, Schokolade, Pudding, Milchreis und weitere Süßspeisen, die Milch enthalten ist bei der laktosefreien Diät zu verzichten. Was weitestgehend unbekannt ist: Auch in manchen Wurstsorten, Süßstoffen, Fertigprodukten und Salatdressings ist Laktose enthalten.
In manchen Fällen ist eine geringe Menge an Laktose erlaubt. Dies richtet sich nach der Schwere der Unverträglichkeit. Alternativ gibt es laktosefreie Milch und Milcherzeugnisse oder Produkte, die mit Laktase angereichert sind. Eine weitere Alternative stellen pflanzliche Milchprodukte, wie etwa Sojamilch dar. Durch die Einnahme laktasehaltiger Medikamente können Milchprodukte konsumiert werden.Diese Präparate gibt es in Apotheken, Reformhäusern und in Drogerien. Welche Menge die jeweilige Person benötigt, um beschwerdefrei Milchprodukte zu sich nehmen zu können, muss jeder selbst beobachten und herausfinden.
Die Symptome der Laktoseintoleranz sind zwar sehr unangenehm, jedoch nicht lebensbedrohend oder gesundheitsschädlich. Wird eine laktosearme Diät konsequent durchgehalten, so tritt keinerlei Minderung der Lebensqualität auf. Vorsicht ist jedoch bei Säuglingen mit der seltenen KongenitalenLaktoseintoleranz geboten. Das Baby darf keinerlei Laktose zu sich nehmen, da schon kleinste Mengen lebensbedrohend sind. Weiterhin sind keine Komplikationen bekannt.
Trotzdem sollte, unabhängig von Ausmaß der Intoleranz, auf Milchzucker verzichtet werden und/oder zusätzlich laktasehaltige Präparate eingenommen werden. Laktose kann auf Dauer die Darmschleimhaut schädigen, was zu Entzündungen führen kann. Dies kann zu einer gestörten Aufnahme von Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen führen. Da bei einer laktosefreien Diät das Milchprodukt als Kalziumlieferant fehlt, kann es zu einem Mangel kommen. Als mögliche Folge sei Osteoporose (Knochenschwund) aufgeführt. Deshalb ist es unumgänglich, den Kalziumbedarf anderweitig zu decken. Dies kann durch Brausetabletten oder -Pulver geschehen, aber auch einige Nahrungsmittel beinhalten viel Kalzium. Dazu gehören Sojaprodukte, Tomaten, Brokkoli, Kokosmilch, Grünkohl, sowie mit Kalzium angereicherte Fruchtsäfte und Mineralwasser. Es gibt keine Methoden, der Laktoseintoleranz vorzubeugen.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung