Startseite / Verdauungssystem / Darmverschluss (Ileus)

Darmverschluss (Ileus)

Darmverschluss

Darmverschluss: Funktionelle Störung der Nahrungspassage

Der Darmverschluss ist in der Regel eine Komplikation anderer Erkrankungen. In der Medizin unterscheidet man zwischen zwei Arten von Darmverschluss. Von einem mechanischen Darmverschluss spricht man, wenn ein Hindernis im Darm die Nahrungspassage behindert. Von einem funktionellen Darmverschluss spricht man, wenn die Nahrungspassage durch eine dynamische Störung, oder durch Lähmung behindert wird. In manchen Fällen tritt auch ein so genannter gemischter Darmverschluss auf, wo die beiden Ursachen eine Kombination bilden. Ein Darmverschluss ist immer eine lebensbedrohliche Situation und erfordert sofortige, notfallmedizinische Maßnahmen. Bei einem Darmverschluss kann es sich um eine vollständige, oder um eine unvollständige Unterbrechung der Darmpassage handeln.  Ist die Darmpassage vollständig unterbrochen, staut sich der Nahrungsbrei vor dem Hindernis und kann nicht weitertransportiert werden.

Welche Ursachen kann ein Darmverschluss haben?

Ein Darmverschluss, der mechanische Ursachen hat, kann durch Fremdkörper, Würmer, oder Tumoren entstehen. Da der Darm ein so genanntes Hohlorgan ist, kann er auch von Außen zusammengedrückt werden – z.B. durch einen Tumor – die Nahrungspassage wird also von Außen verhindert. Eine weitere, gar nicht seltene Form des mechanischen Darmverschlusses stellt der so genannte Strangulationsileus dar. Hierbei werden die Gefäße des Mesenteriums abgeschnürt. Die Folge ist, dass die arterielle Blutversorgung, sowie der venöse Blutabfluss mechanisch unterbrochen werden.

Diese Form des Darmverschlusses stellt eine absolute Notsituation dar. Ohne schnelle medizinische Versorgung kann der betroffene Darmabschnitt innerhalb von nur wenigen Stunden vollständig absterben und muss operativ entfernt werden. Der Strangulationsileus entsteht meist durch Verwachsungen nach Operationen am Darm, wie z.B. in seltenen Fällen nach einer Blinddarmoperation. Auch kleinste Lücken im Mesenterium, wie z.B. Leisten-, oder Nabelbruch können zu einem Strangulationsileus führen. Hier werden kleine Darmabschnitte durch die Lücken herausgedrückt und können abgeschnürt werden. Auch hier wird die Blutzufuhr unterbrochen, was zu einem Absterben der betroffenen Darmabschnitte führen kann. Mechanische Darmverschlüsse können auch von anderen Erkrankungen des Darms verursacht werden. Morbus Crohn, sowie kurz zuvor durchgeführte Operationen können Darmverschluss verursachen. Die bisher beschriebenen Fälle betreffen alle den Dünndarm. Aber ein Darmverschluss kann auch durchaus im Dickdarm auftreten. Hier kommen Stuhl, Gallensteine, oder Tumore (Dickdarmkrebs) als Ursache infrage.

Der funktionelle Darmverschluss entsteht, wenn die Darmwandmuskulatur Störungen aufweist. Meist liegt hier eine Lähmung, oder Verkrampfung der Darmwandmuskulatur vor, die eine Nahrungspassage unmöglich macht, obwohl das Lumen des Darms durchgängig ist. Wenn eine Lähmung vorliegt, spricht man vom paralytischen Ileus, wenn eine Verkrampfung die Passage blockiert, spricht man vom spastischen Ileus.

Symptome und Beschwerden bei einem Darmverschluss

Welche Beschwerden auftreten, und wie stark diese sind, hängt nicht zuletzt von Art und Ursache des Ileus ab. Die Beschwerden können schleichend, oder akut und heftig auftreten. Wenn ein Tumor den Darmverschluss verursacht, treten die Beschwerden eher schleichend auf, da der Tumor langsam wächst und so die Darmwand meist von außen langsam zusammendrückt, oder im Darm, bedingt durch sein Wachstum die Passage verschließt. Anders sieht es aus, wenn die Ursache beispielsweise eine Entzündung ist. Hier treten zunächst die typischen Symptome einer Infektion auf. Fieber, Abgeschlagenheit, sowie – meist nur leichten – Schmerzen in dem Bereich, wo die Entzündung liegt. Durchblutungsstörungen melden sich mit plötzlich auftretenden überaus heftigen Schmerzen. Bei einem mechanischen Darmverschluss treten meist heftige Schmerzen und Krämpfe auf. Ein Zeichen, dass der Körper, bzw. der Darm gegen das Hindernis mit aller Kraft ankämpft. Ein funktioneller Darmverschluss äußert sich dagegen durch lang anhaltenden, eher dumpfen Schmerzen.

Der Bauch ist in beiden Fällen meist stark aufgebläht, verursacht durch die Gase im Darm. Je nach dem, wo sich der Darmverschluss genau befindet, kann sich Kot bis in den Magen stauen und sogar erbrochen werden. Die Beschwerden von mechanischem und funktionellem Darmverschluss gleichen sich im Verlauf der Erkrankung einander an. Soll heißen: Ein mechanischer Darmverschluss, der lange Zeit über besteht und nicht rechtzeitig behandelt wird, geht fast immer in paralytischen Darmverschluss über. Weitere Beschwerden treten im Verlauf auf, wenn Wasser und Salze aus dem Blut in den Darm und in den Bauchraum abgegeben werden. In diesem Fall droht ein Kreislaufkollaps.

Fachärztliche Diagnose und Therapie bei einem auftretenden Darmverschluss

Für die Diagnose sind eine umfassende körperliche Untersuchung sowie die Erhebung der Krankengeschichte unerlässlich. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung tastet der Arzt den Bauch ab, um nach eventuellen Brüchen und Verhärtungen zu suchen. Ein Abhören mit dem Stethoskop ermöglicht dem Arzt, die Darmgeräusche zu analysieren. Danach wird durch Röntgen, oder Ultraschall der Ort des Verschlusses lokalisiert. Eine zusätzliche Aufnahme mittels CT kann genauere Anhaltspunkte über das Geschehen liefern. Wird festgestellt, dass der Verschluss sich im Dickdarm befindet, wird in der Regel eine Endoskopie durchgeführt. Eine Blutuntersuchung wird ebenfalls durchgeführt, um nach eventuellen Entzündungswerten zu suchen. Unter Umständen kann auch eine zusätzliche Röntgenaufnahme erforderlich sein. Hier wird dem Patienten ein Einlauf mit Kontrastmittel gegeben, um die Umgebung genauer betrachten zu können. In manchen fällen ist eine diagnostische Operation nötig. Dies ist der Fall, wenn beim Patienten ein dramatisches Beschwerdebild abzeichnet, oder wenn sich sein Zustand rapide und drastisch verschlechtert. Im Rahmen dieser Operation kann dann die Ursache für den Darmverschluss direkt festgestellt und der Verschluss gelöst werden.

Die Therapie richtet sich in jedem Fall nach Art des Darmverschlusses. Es ist wichtig, dass die Patienten nach Auftreten der Beschwerden nichts mehr essen und dass der Notarzt alarmiert wird. Im Krankenhaus bekommt der Patient Nahrung und Flüssigkeit über Infusionen. In fast allen Fällen wird eine Magensonde gelegt, um den Magensaft aus dem Magen zu leiten. Mechanische Darmverschlüsse werden in der Regel operativ – unter Vollnarkose – gelöst, während bei den paralytischen Verschlüssen versucht werden kann, die Störung mit Einläufen und Abführmittel zu beheben. Durch Einläufe kann die Darmtätigkeit wieder angeregt werden. Während und nach der Operation werden dem Patienten Schmerzmittel verabreicht. Dies trägt auch zu einem milden Verlauf erheblich bei. In den ersten Tagen (ca. 3 Tage) ist eine künstliche Ernährung vonnöten. Auch eine Wunddrainage, sowie ein Blasenkatheter werden gelegt. Nach 1-3 Wochen kann der Patient das Krankenhaus verlassen.

Allgemeiner Krankheitsverlauf bei akutem Darmverschluss

Der Verlauf richtet sich nach Schwere und Art der Erkrankung. Eine operative Entfernung des Hindernisses bringt gute Prognosen mit sich. In den meisten Fällen kann der (mechanische) Verschluss vollständig aufgelöst werden, die Patienten sind geheilt. Nur in seltenen Fällen ist es nötig, einen künstlichen Darmausgang zu legen.

Einem Darmverschluss kann man nicht gezielt vorbeugen. Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und gründliches Kauen sorgen jedoch für eine gute Darmaktivität. Bestimmte Umstände, wie z.B. Leistenbrüche, Tumore etc. kann man nicht vorhersehen und aus diesem Grund sind auch hier keine Vorsorgemaßnahmen möglich. Krebsvorsorge ist wichtig. Männer, wie Frauen sollten diese medizinische Leistung, auch wenn die Untersuchung vielleicht etwas unangenehm ist, wahrnehmen. Nur durch rechtzeitige Diagnose und Behandlung kann so einem Darmverschluss, als Folge, aus dem Wege gehen.



Autoren & Experte:
Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V.
Journalist: Horst K. Berghäuser
Heilpraktiker: Felix Teske

Literatur, Quellen und Verweise:
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin
Thieme Verlag
Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie
Grönemeyers Buch der Gesundheit
Hallesche Krankenversicherung

Letzte Änderungen auf dieser Seite fanden am 18.03.2019 statt.


Top