Zöliakie – Die Glutenunverträglichkeit auf dem Vormarsch
Zöliakie – wenn Essen krank macht. Die Erkrankung Zöliakie wird auch als „einheimische Sprue“ genannt. Hierbei handelt es sich um eine Unverträglichkeit des Dünndarms gegenüber Gluten. Gluten wird ein Getreideeiweiß genannt, das sich im Weizen, Roggen, Hafer, Dinkel und Gerste befindet. Der Körper reagiert auf dieses Eiweiß meist mit Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und in der Folge können Mangelernährung, Vitaminmangel und Blutarmut auftreten. Wird die Zöliakie nicht behandelt, so führt die Krankheit zur völligen Zerstörung der Dünndarmschleimhäute. Die Zöliakie ist mehr oder weniger eine Erkrankung der westlichen Welt. In Japan, und in Schwarzafrika kommt sie gar nicht vor. Bei eineiigen Zwillingen besteht die Gefahr, dass wenn eines der Kinder an Zöliakie erkrankt, dann wird auch das zweite Kind die Krankheit entwickeln, bzw. die Erkrankung tritt bei beiden Kindern gleichzeitig auf. Hier liegt wohl eine genetische Disposition vor. Zöliakie ist eine chronische Krankheit, die in jedem Alter auftreten kann.
Ursachen der Zöliakie – Falsche Ernährung, falsche Lebensmittel
Die Forschung vermutet die Vererbung als eine der Ursachen für Zöliakie. Die familiäre Häufung von Glutenunverträglichkeit lässt darauf schließen. Bei fast allen Patienten besteht eine bestimmte Konstellation von Histokompatibilitätsantigenen (HLA). Allerdings ist diese Konstellation nicht zwingend als Auslöser einzustufen, denn etwa 25% der Patienten, die diese Konstellation aufweisen können, nämlich HLA-DQ2 und HLA-DQ8, vertragen Glutenhaltige Lebensmittel ohne Probleme. Dieser Widerspruch ist selbst für die Forschung noch ein Rätsel. Die Zöliakie ruft Veränderungen an der Dünndarmschleimhaut vor und kann diese Zerstören. Deswegen ist eine rechtzeitige Erkennung sehr wichtig. Wenn Kinder an Zöliakie erkranken, kann dies zu Entwicklungs- und Wachstumsstörungen führen. Durch die Veränderungen an der Dünndarmschleimhaut wird der Darm in seiner Tätigkeit enorm beeinträchtig. Die Folgen sind Durchfall, Gewichtsverlust und weitere Folgeerscheinungen.
Symptome der Zöliakie beim Menschen
Charakteristisch sind für die Zöliakie Verdauungsstörungen, die sich durch chronische Durchfälle äußern. Der Stuhl ist fettglänzend. Insbesondere Kindern zeigen Symptome, wie Appetitlosigkeit und Erbrechen. Weitere Symptome sind Müdigkeit, Gewichtsverlust, Blähungen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Schmerzen in den Muskeln und den Knochen.
Bei Kindern treten aufgrund der Mangelernährung folgende Störungen auf:
- Gedeihstörungen
- Mangel an Vitaminen, und Eisen
- Geistige Fehlentwicklungen.
Diagnose und Therapie bei Zöliakie
Für die Diagnose ist die Erhebung der Krankengeschichte von großer Wichtigkeit. Eine körperliche, apparative und serologische Untersuchungsreihe untermauert dann die Diagnose. Durch eine endoskopische Dünndarmuntersuchung werden winzige Gewebsproben entnommen und diese auf ihre Beschaffenheit untersucht. Die Dünndarmschleimhaut bei Patienten, die an Zöliakie erkrankt sind, weisen Zerstörungsmerkmale auf. Bei der Blutuntersuchung hält man nach spezifischen Antigen-Antikörpern Ausschau. Das Vorhandensein dieser Antikörper liefert eine weitere Bestätigung der Erkrankung. Des Weiteren lassen sich bei der Blutuntersuchung oft Mängel feststellen. Meist handelt es sich hier um Eisenmangel, Vitamin- und Mineralstoffmangel. Daraus entsteht häufig Blutarmut.
Die Therapie bei Zöliakie gestaltet sich für den ersten Blick sehr einfach. Patienten, die an Glutenunverträglichkeit erkrankt sind, müssen ihr Leben lang auf glutenhaltige Lebensmittel völlig verzichten. Gluten sind in folgenden Getreidesorten enthalten: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Grünkern, Dinkel, Kamut, Einkorn, Urkorn, Emer, Triticale und sonstige Weizenprodukte. Gebäck, Brot, Nudeln, Zwieback, Toast, Kuchen, Soßen, sowie panierte Speisen sind ebenfalls tabu. Dagegen können Reis, Mais, Hirse, Kartoffeln, Sojabohnen und Sojaprodukte, Fleisch, Milch, Obst und Gemüse bedenkenlos verzehrt werden. Im Handel sind mittlerweile sehr viele glutenfreie Produkte erhältlich. Es ist ratsam, für die Umstellung der Ernährung einen Ernährungsberater zu Rate zu ziehen. Die Inhaltsangaben von Fertigprodukten sind aufmerksam zu lesen, denn in den meisten Fertigprodukten und Fertiggerichten ist Gluten enthalten. Zöliakie-Patienten, die ihre Diät absetzen, spielen mit ihrer Gesundheit. Zöliakie, ohne Diät kann Dünndarmkrebs und weitere, schwerwiegende Erkrankungen nach sich ziehen. Dagegen ist mit einer Diät ein völlig normales Leben möglich. Durch die Vermeidung von glutenhaltigen Produkten kann sich die Dünndarmschleimhaut vollständig erholen. Auch die Beschwerden klingen rasch ab. Doch diese Beschwerdefreiheit sollte die Patienten nicht dazu verleiten, ihre Diät nur halbherzig durchzuführen.
Verlauf und Folgeerkrankungen der Zöliakie
Zöliakie-Patienten, die sich streng an ihre Diät halten, haben nichts zu befürchten. Ihre Lebenserwartung ist genau so hoch, wie eines jeden anderen Menschen. Die Absetzung – auch nur teilweise – der Diät kann schwere Folgeerkrankungen bedeuten. Die Ernährungsumstellung ist besonders für Erwachsene ein Problem. Kinder, die bereits glutenfrei aufwachsen, sind nichts anderes gewöhnt und fügen sich ihrer Diät doch etwas leichter. Ein Ernährungsberater hilft Ihnen, Ihre Ernährung erfolgreich und relativ leicht auf glutenfreie Lebensmittel umzustellen. Der Handel bietet mittlerweile auch zahlreiche Produkte an, denen Gluten entzogen wurde. So können alle Patienten, die an Zöliakie erkrankt sind, ein völlig normales Leben führen. Zöliakie kann man nicht vorbeugen, doch man kann die Krankheit im Schach halten. Eine gesunde und vor allem glutenfreie Ernährung ist hier das A und O. Achten Sie darauf, dass Sie in Ihren Speiseplan Abwechslung einbinden. Obst und Gemüse sind wichtige Vitaminlieferanten.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung