Tourette-Syndrom – Was versteht man darunter?
Das Tourette-Syndrom ist in der Regel durch eine Ansammlung verschiedener so genannter Tics gekennzeichnet, die sich als plötzliche Bewegungen, Ausstoßen verschiedener Silbengebilde und die zwanghafte Äußerung obszöner Begriffe darstellen. Diese Tics können auch einzeln auftreten, werden jedoch nur in Kombination von motorischen und vokalen Tics als Tourette-Syndrom bezeichnet. Verschiedene Tics treten häufig bereits im Kindesalter auf und können sich später zu einem Tourette-Syndrom entwickeln, oder auch plötzlich wieder verschwinden. Da die Ursachen nicht vollständig geklärt sind, können zu den Heilungsprozessen keine genauen Angaben gemacht werden. Im Folgenden wird eine Übersicht über das Tourette-Syndrom präsentiert, in der die wichtigsten Informationen zusammengefasst sind.
Ursachen des Tourette-Syndroms
Die Ursachen des Tourette-Syndroms und auch anderer entsprechender Ticks konnten bis heute nicht komplett aufgeklärt werden. Momentan kann man deshalb sowohl stoffwechselinduzierte Ursachen, als auch genetische Ursachen nicht ausschließen. Für beide Bereiche liegen Hinweise vor, die sich beispielsweise in veränderten Hirnströmen äußern, oder in der Häufung von Tics innerhalb bestimmter Familien. Einige Patienten mit Tourette-Syndrom weisen darüber hinaus eine veränderte Hirnstruktur auf, da einige Bestandteile größer sind als andere.
Eine weitere mögliche Ursache des Tourette-Syndroms und anderer Tics sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Medikamente, da Tics bei Kindern, die Arzneien gegen eine Epilepsie erhalten haben, gehäuft aufgetreten sind. Ferner kann in seltenen Fällen das Tourette-Syndrom auch eine Folgeerkrankung sein, wenn beispielsweise ein Trauma oder eine Entzündung im Gehirn vorangegangen ist.
Dass die Ursachen in Bezug auf das Tourette-Syndrom bis jetzt nicht geklärt sind, stellt vor allem im Bereich der Vorbeugung ein großes Problem dar, weil somit kaum Möglichkeiten gegeben sind, eine solche Erkrankung bereits im Voraus zu erkennen und zu verhindern. Lediglich die Vermeidung von übermäßigem Stress kann als vage Vorsichtmaßnahme empfohlen werden, da dies wohl eine Rolle bei der Entstehung des Tourette-Syndroms spielt.
Tourette-Syndrom – Symptome
Einzelne Tics und das Tourette-Syndrom können sich auf verschiedene Art und Weise äußern, wobei die motorischen Tics vom Augenzwinkern über bestimmte Finger-Gesten bis hin zu wirklich komplexeren Bewegungsabläufen reichen. Diese Bewegungsabläufe ähneln in der Regel normalen Alltagshandlungen, wirken auf Außenstehende jedoch befremdlich. Gute Beispiele sind in diesem Bereich das Zupfen der eigenen Haare oder auch ein relativ unkontrolliertes Herumhüpfen. Die vokalen Tics können ebenfalls unterschiedliche Formen annehmen, denn einige Patienten müssen nur kurze Silben aneinanderreihen und diese möglichst laut ausstoßen, wohingegen in härteren Fällen eine Koprolalie vorliegt, bei der der Betroffene obszöne Begriffe und Schimpfworte hervorbringt, ohne dies kontrollieren zu können.
Die Tics äußern sich bei den Erkrankten in sehr vielen Fällen als Spannungen, denen sie irgendwann einfach nachgeben müssen und die sich erst lösen, wenn man den Tic ausgeführt hat. Gerade in Phasen höchster Konzentration lassen sich die einzelnen Tics deshalb relativ gut unter Kontrolle halten, wohingegen gefühlsbetonte Augenblicke das Auftreten der Tics eher begünstigen. Auch Stress ist ein Faktor, der die einzelnen Symptome des Tourette-Syndroms begünstigt und sie häufiger auftreten lässt.
Mit dem Tourette-Syndrom sind nicht selten auch noch andere Symptome verknüpft, die jedoch aus anderen psychischen Erkrankungen wie zum Beispiel einer Hyperaktivitätsstörung oder eine Zwangsstörung resultieren. Darüber hinaus können sich bei Betroffenen weitere psychische Probleme einstellen, da sie ob ihres befremdlichen Verhaltens nicht selten von der Gesellschaft ausgegrenzt werden, oder entsprechend ablehnende und höhnische Reaktionen ertragen mussten.
Diagnose und Therapie – dem Tourette-Syndrom auf mehreren Wegen begegnen
Das Tourette-Syndrom richtig zu diagnostizieren, ist gar nicht so einfach, weil es eine recht unbekannte Krankheit darstellt, die selbst Ärzte mitunter vor ein Rätsel stellt. Dies mag mitunter daran liegen, dass das Tourette-Syndrom verschiedene Symptome hervorbringen kann und somit eine eindeutige Identifizierung nicht immer möglich ist. Da eine solche Erkrankung oftmals bereits mit kleineren Tics im Kindesalter beginnt, sollte ein Arzt in der Regel schon dann tätig werden, weil sich so eventuell ein Voranschreiten vermeiden lässt. Tics kommen bei Kindern mitunter recht häufig vor, wobei diese bereits nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Sollte sich jedoch eine solche Verhaltensänderung nach einem Jahr immer noch nicht wieder selbst korrigiert haben, ist es wichtig, als Arzt einzuschreiten. Für eine Diagnose ist es zudem wichtig, andere Erkrankungen des Gehirns ausschließen zu können, weshalb eigentlich immer ein Neurologe hinzugezogen werden sollte.
Die Therapiemöglichkeiten im Bereich des Tourette-Syndroms sind zwar durchaus vielfältig, jedoch gibt es nirgends eine Garantie für eine Heilung. Es kommt immer wieder zu deutlichen Besserungen bei den unterschiedlichsten Therapieansätzen, die jedoch nicht bei jedem gleich gut wirken. Für einen besseren Umgang mit der Krankheit kann schon eine umfassende Aufklärung sorgen, weil der Betroffene danach merkt, dass er für die Tics nichts kann und wirklich krank ist. Auch der Umgang mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen ist oftmals eine große Hilfe und stärkt das Selbstvertrauen.
Ein weiteres oft wirksames Mittel gegen das Tourette-Syndrom sind Verhaltens- und Psychotherapien, bei denen zusammen mit dem Betroffenen Verhaltenstechniken geübt werden, die dafür sorgen, dass man die drohenden Tics besser erkennt und lernt, diese langsam, aber sicher unter Kontrolle zu bringen. Ferner gibt es noch den großen Bereich der Entspannungstechniken, die von Anfang an Situationen vermeiden sollen, in denen die Tics übermächtig werden. Die zusätzliche Behandlung durch Neuroleptika kann sinnvoll sein, solange die Nebenwirkungen den Alltag des Patienten nicht zu stark beeinträchtigen. Ein entsprechender Einsatz in der Therapie sollte jedoch vom Einzelfall abhängen, weil die Medikamente nicht bei jedem Patienten gleich gut wirken.
In ganz schweren Fällen kann auch eine Operation erfolgen, bei der ein Hirnschrittmacher eingesetzt wird, der die Gehirnzonen stimuliert, die das Tourette-Syndrom unterdrücken. Diese Möglichkeit wird jedoch nur angewandt, wenn die anderen Therapiemöglichkeiten wirklich keinerlei Erfolge mit sich gebracht haben.
Das Tourette-Syndrom bleibt für Mediziner weiterhin rätselhaft
Auch wenn es mittlerweile viele Hinweise auf die Ursachen für das Tourette-Syndrom und verschiedene Tics gibt, wirft die Krankheit nach wie vor viele Rätsel auf. Gerade aus diesem Grund arbeiten momentan alle Therapien darauf hin, die Beschwerden eines Patienten zu lindern. Es ist lediglich bekannt, dass man Frühanzeichen in der Kindheit erkennen und entsprechend behandeln sollte. Sollten es irgendwann möglich sein, die Ursachen für das Tourette-Syndrom wirklich vollständig zu entschlüsseln, ist es vielleicht möglich, ein Heilmittel zu entwickeln, oder sogar vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung