Spastische Lähmungen – Schädigung der motorischen Hirnregionen
Der Begriff Spastik ist vom griechischen Wort Spasmos (Krampf), lateinische Form Spasmus, hergeleitet. Spastische Lähmungen werden immer durch eine Schädigung des Gehirns hervorgerufen. Diese kann während der Schwangerschaft oder während der Geburt eingetreten sein. In der Folge zeigen sich die unterschiedlich ausgeprägten spastischen Lähmungen bei Kindern. Allerdings können spastische Lähmungen als Folge von Schädigungen der motorischen Hirnregionen durch einen Unfall mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma oder durch Verletzungen des Rückenmarks ausgelöst werden.
Des Weiteren können spastische Lähmungen als Folge einer spastischen Spinalparalyse (genetisch bedingte degenerative Nervenerkrankung), der Multiplen Sklerose (chronische entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystem mit einhergehender Entmarkung) wie einer Amyotrophen Lateralskerose (degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems) auftreten. Spastische Lähmungen können in Form der Verkrampfung oder der schlaffen Lähmung auftreten.
Spastische Lähmungen während der Schwangerschaft und Geburt
Während der Schwangerschaft und Geburt können verschiedene Faktoren etliche Formen von spastischenLähmungen durch eine Schädigung des Zentralen Nervensystems bedingen. Die Schädigungen können genetische Anlage bedingt sein, aber auch während Schwangerschaft und Geburt verursacht werden. Zu den Schädigungen während der Schwangerschaft können Infektionen durch den Zytomegalie-Virus führen, insbesondere aber auch die Schwangerschaftsvergiftung. Stoffwechselstörungen können ebenfalls zur Schädigung des kindlichen Gehirns führen. Störungen der Funktionen der Plazenta in der Schwangerschaft können die ausreichende Versorgung mit Sauerstoff behindern. Zum Sauerstoffmangel für das kindliche Gehirn kann es vor allem auch während der Geburt kommen.
Sehr lang andauernde Wehen können das Gehirn gefährden, ebenso die gefürchtete Umschlingung der Nabelschnur um den kindlichen Hals. Aus ungeklärten Ursachen kann unter der Geburt das Herz-Kreislauf-System des Kindes versagen. In früheren Zeiten war auch vermehrt ein hoher Bilirubinspiegel im Blut mit folgender Kerngelbsucht ein Auslöser. Durch vorsorgliche Blutuntersuchungen scheidet dieser Faktor heute meist aus. Nach der Entbindung auftretende Gehirnlähmungen sind meist auf Infektionen wie Röteln, Meningitis, Herpesviren und andere zurückzuführen.
Spastische Lähmungen können in unterschiedlicher Schwere auftreten. Sichtbares Symptom ist immer die krampfartige oder schlaffe Lähmung bestimmter Muskelfunktionen. So kann es zur spastisch halbseitigen Lähmung kommen, bei der die Arme stärker als die Beine betroffen sind. Die typische Haltung ist das nach innen gestellte Bein mit auf der Spitze stehendem Fuß. Es können ausschließlich die Beine betroffen sein oder auch Arme und Beine, sowie eine zusätzlich auftretende Sprachstörung. Seltener tritt das atonisch-astatische Syndrom auf, das durch Schäden am Großhirn und Kleinhirn ausgelöst wird. Hier fehlt gänzlich die Muskelspannung. Die Kinder können weder den Kopf noch andere Körperteile halten, sondern fallen schwach zusammen.
Auf eine Störung des Kleinhirns ist die Ataxie zurückzuführen. Hier sind Gleichgewicht, Körperbeherrschung und Koordination beeinträchtigt. Die Bewegungen sind unsicher, die Betroffenen schwanken stark und können Bewegungen auch nicht harmonisch abgestimmt ausführen. Viel häufiger als ausgeprägte Formen von spastischen Lähmungen gibt es die leichte zerebrale Dysfunktion, die sich in leichten motorischen Störungen zeigt, wenn bestimmte Bewegungen, besonders feinmotorische Bewegungen, ausgeführt werden sollen.
Bei einigen Fällen der frühkindlichen oder embryonalen Hirnschädigung mit spastischen Folgeerscheinungen kann es zu geistigen Behinderungen kommen. Das ist allerdings nicht die Regel.
Aufklärung und Behandlung: Spastische Lähmungen richtig therapieren
Viele frühkindliche spastische Lähmungen können heute durch Therapien wie Krankengymnastik und Sprachtherapien stark gemildert werden. Inzwischen werden zur Besserung des Gebrauchs, zum Beispiel der Hände, auch Operationen durchgeführt. Heilbar ist eine solche Schädigungnicht, da sie nicht rückgängig gemacht werden kann, jedoch kann das Krankheitsbild therapeutisch erheblich verbessert werden. Im weiteren Lebensverlauf gibt es heute zahlreiche technische Hilfen, die ein selbstständiges Leben und Bewegen mit spastischen Lähmungenerleichtern.
So gut die Möglichkeiten der Therapie und Behandlung zur Erleichterung des Lebens mitspastischen Lähmungen sind, so ist die Aufklärung über Art und Auswirkung solcher Schädigungen besonders wichtig. Es gilt das weit verbreitete Vorurteil auszuräumen, dass Menschen, die ihre Glieder nicht beherrschen können auch geistig behindert sind. Viele Kinder mitspastischen Lähmungen habe eine normale bis sehr hohe Intelligenz. Sie besuchen normale Schulen, später Universitäten. Sie unterscheiden sich nicht von Menschen, die zum Beispiel durch einen Unfall auf den Rollstuhl oder Gehhilfen angewiesen sind. Auch mangelhafte Artikulation ist kein Hinweis auf geistige Behinderung. Die vorurteilsfreie Begegnung ermöglicht ein selbstständiges Leben besser als technische Hilfen.
Autoren & Experte: Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Berlin. Facharzt Innere Medizin & Kardiologie, Lebenszeitprofessor i.R. der Charité Berlin. Geschäftsführender Vorstand der Berlin- brandenburgischen Gesellschaft für Herz- und Kreislauferkrankungen e.V. Journalist: Horst K. Berghäuser Heilpraktiker: Felix Teske Literatur, Quellen und Verweise: Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin Thieme Verlag Praktische Labordiagnostik - Lehrbuch zur Laboratoriumsmedizin, klinischen Chemie und Hämatologie Grönemeyers Buch der Gesundheit Hallesche Krankenversicherung